So sánh đối chiếu thể thơ sonnet và thể thơ thất ngôn bát cú

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So sánh đối chiếu thể thơ sonnet và thể thơ thất ngôn bát cú

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NATIONALUNIVERSITÄT HANOI HOCHSCHULE FÜR FREMDSPRACHEN ABTEILUNG FÜR POSTGRADUALE STUDIEN Masterarbeit LÊ HỒNG VÂN EIN KONTRASTIVER VERGLEICH ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN SONETT UND DEM VIETNAMESISCHEN 7-8-GEDICHT SO SÁNH ĐỐI CHIẾU THỂ THƠ SONETT VÀ THỂ THƠ THẤT NGÔN BÁT CÚ im Studiengang Linguistik Fachbereichsnr.: 8220205.01 Hanoi – 2020 NATIONALUNIVERSITÄT HANOI HOCHSCHULE FÜR FREMDSPRACHEN ABTEILUNG FÜR POSTGRADUALE STUDIEN Masterarbeit LÊ HỒNG VÂN EIN KONTRASTIVER VERGLEICH ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN SONETT UND DEM VIETNAMESISCHEN 7-8-GEDICHT SO SÁNH ĐỐI CHIẾU THỂ THƠ SONETT VÀ THỂ THƠ THẤT NGÔN BÁT CÚ im Studiengang Linguistik Fachbereichsnr.: 8220205.01 betreut von: Dr Dörte Lütvogt Unterschrift: _ Hanoi – 2020 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich diese Masterarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe sowie die Stellen der Arbeit, die in anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, durch Angaben der Quellen sichtbar gemacht wurden Die Arbeit wurde auch bisher nie in gleicher oder vergleichbarer Form veröffentlicht _ Ort, Datum Unterschrift Danksagung Mein grưßter Dank gilt meiner Betreuerin, Frau Dr Dörte Lütvogt, für ihre Bereitschaft und unermüdliche Geduld bei der Betreuung und Unterstützung bei dem Erstellen dieser Masterarbeit, auch wenn ihre Amtszeit in Vietnam schon abgelaufen ist Des Weiteren möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen der Abteilung für Deutsche Sprache, insbesondere Herrn Dr Lê Hoài Ân, für methodische Hinweise und wertvolle Vorschläge zur Durchführung und Verbesserung des Untersuchungsverfahrens und nicht zuletzt bei meiner Cousine in Deutschland für ihre Fremdkorrektur und sprachliche Unterstützung bedanken, ohne deren Hilfe und aufmunternde Worte diese Arbeit nicht hätte geschafft werden können Inhaltsverzeichnis Einleitung 1.1 Themenwahl 1.2 Forschungsfragen und Zielsetzung 1.3 Forschungsmethoden und Aufbau der Arbeit 2 Die Epoche des deutschen Barock und das deutsche Sonett 2.1 Politische und sozialgeschichtliche Grundlagen des deutschen Barock 2.2 Merkmale der deutschen Barockliteratur 2.2.1 Wiederspiegelung des antithetischen Lebensgefühl 2.2.2 Politisch-repräsentative Funktion 2.2.3 Reformbestrebungen in der Sprachwissenschaft und der Poetik 2.3 Gedichte in der Barockzeit 11 2.3.1 Themen 11 2.3.2 Sprachstil 12 2.3.3 Das deutsche Sonett 13 Die Dynastien in Vietnam und das vietnamesische 7-8-Gedicht 15 3.1 Politische und sozialgeschichtliche Grundlagen der vietnamesischen Dynastien vom 10 bis zur ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts 15 3.2 Die Literatur der vietnamesischen Dynastien vom 10 bis zur ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts im Überblick 16 3.3 Nôm-Gedichte vom 16 bis zur ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts 19 3.3.1 Themen 19 3.3.2 Sprachstil 20 3.2.3 Das vietnamesische 7-8-Gedicht 23 3.4 Vergleich der deutschen Barockliteratur mit der vietnamesischen Literatur vom 16 Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts 26 Analyse und Interpretation der ausgewählten Gedichte 30 4.1 Textauswahl und Vorgehensweise 30 4.2 Analyse und Interpretation der deutschen Sonette 32 4.2.1 Es ist alles eitel (Andreas Gryphius – 1637) 32 4.2.2 An sich (Paul Fleming – 1641) 38 4.2.3 Vergänglichkeit der Schönheit (Christian Hoffmann v Hoffmannswaldau – 1695) 42 4.2.4 Francisci Petrarchae (Martin Opitz –1624) 47 4.3 Analyse und Interpretation der 7-8-Gedichte 52 4.3.1 Nhàn (Nguyễn Bỉnh Khiêm – 16 Jhd) 53 4.3.2 Lấy chung chồng (Hồ Xuân Hương – 18 Jhd) 58 4.3.3 Qua đèo Ngang (Bà Huyện Thanh Quan – 19 Jhd) 63 4.3.4 Thu điếu (Nguyễn Khuyến – 19 Jhd) 69 4.4 Zusammenspiel zwischen Form und Inhalt der beiden Gedichtformen im Vergleich 74 4.4.1 Die äußere Struktur 74 4.4.2 Prosodie 78 4.4.3 Bild- und Wortebene 82 4.4.4 Syntax 85 Schlussfolgerung und Ausblick 92 Literaturverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Die grundlegenden formalen Merkmale des deutschen Sonetts am Beispiel von „Es ist alles eitel“ (Andreas Gryphius) 15 Tabelle 2: Themen und Vertreter der 7-8-Gedichten 20 Tabelle 3: Die Töne im vietnamesischen Sprachsystem 24 Tabelle 4: Das Schema der Tonhöhe im 7-8-Gedicht 25 Tabelle 5: Die grundlegenden formalen Merkmale des 7-8-Gedichts am Beispiel von Qua Đèo Ngang (Bà Huyện Thanh Quan) 26 Tabelle 6: Textauswahl 31 Tabelle 7: Ebenen der Antithetik im Gedicht Francisci Petrarchae (Martin Opitz) 52 Tabelle 8: Reduplikationen und erweckte Sinneswahrnehmungen im Gedicht Thu điếu (Nguyễn Khuyến) 73 Tabelle 9: Die inhaltliche Struktur der untersuchten Sonette im Überblick 76 Tabelle 10: Die inhaltliche Struktur der untersuchten 7-8-Gedichte im Überblick 77 Tabelle 11: Die prosodischen Merkmale in den untersuchten Gedichten im Vergleich 78 Tabelle 12: Reime und Abweichungen in den 7-8-Gedichten 80 Tabelle 13: Die Pausenstruktur in den 7-8-Gedichten 81 Tabelle 14: Überblick über die phonologischen Stilmittel in den Gedichten und ihre Wirkungen 81 Tabelle 15: Das Vokabular in den Sonetten im Überblick 83 Tabelle 16: Das Vokabular in den 7-8-Gedichten im Überblick 84 Tabelle 17: Die syntaktischen Stilmittel in den Sonetten im Überblick 85 Tabelle 18: Die Antithesen und Parallelismen mit ihren Wirkungen in den Sonetten 89 Tabelle 19: Die syntaktischen Stilmittel in den 7-8-Gedichten im Überblick 90 Tabelle 20: Die Antithesen und Parallelismen mit ihren Wirkungen in den 7-8Gedichten 92 Einleitung 1.1 Themenwahl „Wer Sprache liebt, ist immer bereit, sich durch die Steigerung sprachlicher Ästhetik in lyrischen Texten verzaubern zu lassen“, so lässt sich die Schönheit dieser literarischen Gattung beschreiben Nicht nur für deutsche Barockdichter, sondern auch für vietnamesische Dichter, die gegen Ende der feudalistischen Ära in Vietnam lebten, war Lyrik wie eine Leiter zum Himmel, die ihnen zur Flucht vor der melancholischen Realität verhalf Warum dominierten in diesen turbulenten Zeiten das Sonett in Deutschland, und das 7-8-Gedicht in Vietnam? Waren sie geradezu die perfekte Form für die damaligen Dichter? Wie wurden die Gefühle und Weltanschauungen der Autoren über die Form und die Sprache ihrer lyrischen Texte transportiert? Solche Überlegungen sind Impulse für meine Forschung über das deutsche Sonett und das vietnamesische 7-8Gedicht Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht der kontrastive Vergleich zwischen dem deutschen Sonett und dem vietnamesischen 7-8-Gedicht Da die Barockepoche und das Zeitalter der vietnamesischen Dynastien lange Zeitspannen umfassen und die Entstehungszeiten von Texten beider Textsorten auch um hunderte von Jahren auseinanderliegen können, bedarf es einer exakten zeitlichen Abgrenzung für die Untersuchung Somit wird das deutsche Sonett in der Blütezeit, d h vom Ende des 16 Jahrhunderts bis zum späten 18 Jahrhundert behandelt Hingegen wird das vietnamesische 7-8-Gedicht vom 16 Jahrhundert bis zur ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts untersucht, da diese Gedichtform um diese Zeit voll entwickelt war und sich als eine eigenständige Textsorte behauptete Da das traditionelle deutsche Sonett und das vietnamesische 7-8-Gedicht einen festen Aufbau und demnach auch ganz eindeutige Merkmale haben, die sich benennen lassen können, sind sie prädestiniert für einen kontrastiven Vergleich Dafür spricht auch, dass die meisten Dichter dieser Zeit diese überbeanspruchte Form bewusst einhielten Da bisher noch niemand solch einen Vergleich wagte, ist dieses Thema zwar neu und herausfordernd, aber für mich besonders interessant 1.2 Forschungsfragen und Zielsetzung Die Arbeit geht der folgenden Forschungsfrage nach: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben die beiden Gedichtformen in Bezug auf formale Merkmale und im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen Form und Inhalt zum Ausdruck epochentypischer Denkweisen? Dabei ergeben sich verschiedene Teilfragen: Erstens wird die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beiden Textsorten in ihrer strengen Form aufgegriffen Zweitens ist herauszufinden, welche Inhalte die Autoren in ihren lyrischen Werken zum Ausdruck bringen und ob diese Inhalte epochentypisch sind Drittens stellt sich die Frage nach dem Zusammenspiel zwischen Form und Inhalt, insbesondere im Hinblick auf die Epochenideologien Auf dieser Untersuchungsperspektive liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit Anhand dessen kann man schlussfolgern, warum mehrere Dichter zu diesen Textsorten griffen und ob sich spezifische, epochentypische Arten des Denkens über die strenge Form ausdrücken Die Beantwortung der gestellten Fragen ist das oberste Ziel der Untersuchung Um diesen Endzweck zu erreichen, soll zunächst ein genaues Verständnis der untersuchten Epochen erworben werden Epochenmerkmale und literarische Besonderheiten sollen möglichst systematisch und kontrastiv erfasst werden Zweitens dient die Analyse bekannter Gedichte dem Zweck, die formalen Merkmale der beiden Textsorten herauszuarbeiten und miteinander zu vergleichen Zuletzt steht die Untersuchung des Zusammenspiels von Form und Inhalt zur Überprüfung der These über die in den Texten verborgenen Epochenideologien im Fokus 1.3 Forschungsmethoden und Aufbau der Arbeit Der theoretische Teil widmet sich den Erläuterungen zu den allgemeinen Epochen- und Textsortenmerkmalen, die auf verschiedenen vorhandenen Theorien beruhen Ziel ist es, die sozial-geschichtlichen Hintergründe kontrastiv darzustellen, ein weiterreichendes und übergreifendes Verständnis der Epochen und des jeweiligen Zeitgeistes zu vermitteln, ferner die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Literatur bzw in der Lyrik der untersuchten Zeitabschnitte in beiden Ländern herauszufinden Im Hinblick auf die untersuchten Textsorten werden die formalen Eigenschaften auch zusammengefasst und miteinander kontrastiv verglichen Analysieren, Interpretieren und Vergleichen als Methoden sind für die praktische Untersuchung geeignet In der Textanalyse werden zunächst Deutungshypothesen dargestellt, gefolgt von einer gründlichen Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Struktur sowie der sprachlich-strukturellen Seite der Texte Dabei werden die folgenden Aspekte untersucht und verglichen: Die äußere Struktur, die Prosodie, die Syntax und die Semantik Der Schwerpunkt des Interesses liegt jedoch nicht in dem Vergleich der äußeren Form bei der Textsorten, sondern in der Untersuchung der Beziehung zwischen Form und Inhalt Aus den erworbenen Kenntnissen über die Epochen sowie den detaillierten Analysen und Interpretationen der Texte soll abgeleitet werden, inwiefern die strenge Form zum Ausdruck epochentypischen Gedankengutes dient Einen weiteren Aspekt stellt die Textauswahl dar Wie oben erwähnt umfassen die Barockepoche und das Zeitalter der Dynastien in Vietnam lange Zeitspannen Während dieser Zeit sind viele Sonette und 7-8-Gedichte, die man in die Überlegungen einbeziehen kann, entstanden Deshalb bedarf der Vorgang der Textauswahl bestimmter Kriterien, um möglichst repräsentative Texte bestimmen zu können Hinsichtlich der zeitlichen Abgrenzung müssten deutsche Sonette vom Ende des 16 Jahrhunderts bis in das späte 18 Jahrhundert und vietnamesische 7-8-Gedichte vom 16 Jahrhundert bis in das späte 19 Jahrhundert in Betracht genommen werden Darüber hinaus sind besonders die bekanntesten Autoren, deren Werke bis ins heutige Bildungswesen hineinwirken, zu benennen Die aus diesen Gründen ausgewählten deutschen Barockdichter sind Martin Opitz (1597 – 1639), Paul Fleming (1609 – 1640), Andreas Gryphius (1616 – 1664) und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 – 1679) Die ausgewählten 7-8-Gedichte stammen von Nguyễn Bỉnh Khiêm (1491 – 1585), Hồ Xuân Hương (1772 – 1822), Bà Huyện Thanh Quan (1805 – 1848) und Nguyễn Khuyến (1835 – 1909) Der langlebige Zeitgeist lässt sich in ihren Werken ohne Zweifel am deutlichsten und am besten veranschaulichen Da ich mehr Wert auf eine gründliche Analyse und Interpretation der Texte legen möchte, werden im Rahmen dieser Arbeit acht Gedichte ausführlich analysiert und interpretiert – je Gedichtform vier Texte Die genaue Vorgehensweise wird in Abschnitt unmittelbar vor der Analyse und Interpretation der Texte erörtert Schwert schlagen, abbrechen, schneiden), mướn (schuften) usw Dies bringt ihren Hass gegenüber der Ungerechtigkeit besser zum Ausdruck In Nguyễn Khuyếns Gedicht befinden sich mehrere Adjektive, welche die Natur bildlicher, farblicher und spürbarer machen Nomen, Zahlwörter, Verben Adjektive Sonstiges Redewendungen Nhàn – Nguyễn Bỉnh Khiêm một, mai, cuốc, cần câu, ai, thú, ta, nơi, người, chốn, thu, măng trúc, đông, giá, xuân, hồ sen, hạ, ao, rượu, gốc cây, ta, phú quý, chiêm bao vui, tìm, đến, ăn, thơ thẩn, vui, tắm, đến, uống, dại, vắng vẻ, nhìn xem khôn, lao xao, tựa cái, kiếp, chồng, kẻ, chăn bơng, năm mười hoạ, tháng đơi lần, xơi, Lấy chung công, thân này, dường, chồng – Hồ Xuân Hương trước, cố đấm ăn xôi chém cha, lấy, đắp, làm mướn, mướn, biết, đành, vâỵ, xong Đèo Ngang, bóng, cỏ cây, đá, lá, hoa, núi, tiều, Qua Đèo Ngang vài, chú, sông, chợ, mấy, nhà, nước, con, quốc - Bà Huyện quốc, nhà, miệng, cái, gia Thanh Quanh gia, chân, trời, non, nước, một, mảnh, tình, ta Ao, thu, nước, một, chiếc, thuyền câu, sóng, làn, lá, gió, tầng mây, Thu điếu – trời, ngõ trúc, khách, gối, Nguyễn Khuyến cần, cá, chân bèo, đâu bước, xế, chen, nhớ, đau, thương, dừng, đứng dầu, nào, chung, lạnh lùng, hẩm hay chớ, có, cũng, khơng, lại, cầm bằng, ví, nhỉ, thà, thơi, tà, lom khom, tới, dưới, lác đác, mỏi, bên, lại, với riêng theo, gợn, đưa, tựa, ơm, đớp, động lạnh lẽo, hơi, tí, veo, bé, trước, vèo, tẻo teo, biếc, chẳng được, vàng, khẽ, lơ lửng, xanh ngắt, quanh co, vắng teo, lâu Tabelle 16: Das Vokabular in den 7-8-Gedichten im Überblick (vgl Online-Wörterbuch http://tratu.coviet.vn) Auf der Bildebene gibt es nicht viele historische Anspielungen und diese enthalten auch keine prachtvollen Bilder (stattdessen das Bild eines betrunkenen Mannes oder eines schreienden Vogels), können jedoch die Botschaften weitgehend vermitteln Zu den semantisch rhetorischen Figuren zählen vor allem Metaphern (z B der Corall der Lippen; der Blitz der Augen, Symbole (z B Staub, Asch und Bein; Diamant) und Vergleiche (als schlechte Nichtigkeit […]; wie das Gras, wie das Schiff) 84 4.4.4 Syntax Die gerade Zahl der Verse verleiht den beiden Gedichtformen eine ausgewogene Gestalt und begünstigt somit die Verwendung der Struktur der Parallelität und Antithese Auffällig ist, dass diese Stilmittel in allen untersuchten Texten in bestimmten Teilen präsent sind, und zwar häufig in den Quartetten eines Sonetts bzw in den Zwischenversen eines 7-8-Gedichts (V.3 – V.6) Dies hat viel mit dem Inhalt zu tun Es ist alles eitel (Andreas Gryphius – 1637) Vergänglichkeit der Schönheit (C H v Hoffmannswaldau – 1695) Du siehst, wohin du siehst, / nur Eitelkeit auf Erden Was dieser heute baut, / reißt jener morgen ein: Wo jetzt noch Städte stehn, / wird eine Wiese sein, Auf der ein Schäferskind / wird spielen mit den Herden Es wird der bleiche Todt / mit seiner kalten Hand Dir endlich mit der Zeit / umb deine Brueste streichen Der liebliche Corall der Lippen / wird verbleichen; Der Schultern warmer Schnee / wird werden kalter Sand Was jetzt noch prächtig blüht, / soll bald zertreten werden Was jetzt so pocht und trotzt, / ist morgen Asch’ und Bein, Nichts ist, das ewig sei, / kein Erz, kein Marmorstein Jetzt lacht das Glück uns an, / bald donnern die Beschwerden Der Augen suesser Blitz / die Kraeffte deiner Hand Fuer welchen solches faellt / die werden zeitlich weichen Das Haar / das itzund kan des Goldes Glantz erreichen Tilgt endlich Tag und Jahr / als ein gemeines Band Der hohen Taten Ruhm / muss wie ein Traum vergehn Soll denn das Spiel der Zeit, / der leichte Mensch, bestehn? Ach! Was ist alles dies, / was wir für kưstlich achten, Der wohlgesetzte F / die lieblichen Gebaerden Die werden theils zu Staub / theils nichts und nichtig werden Denn opfert keiner mehr / der Gottheit deiner Pracht Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind; Als eine Wiesenblum’, die man nicht wieder find’t Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten! Diß und noch mehr als diß / muß endlich untergehen Dein Hertze kan allein / zu aller Zeit bestehen Dieweil es die Natur / aus Diamant gemacht Francisci Petrarchae (Martin Opitz – 1624) An sich (Paul Fleming – 1641) Ist Liebe lauter nichts / wie dass sie mich entzündet? Ist sie dann gleichwol was / wem ist jhr Thun bewusst? Ist sie auch gut vnd recht / wie bringt sie böse Lust? Ist sie nicht gut / wie dass man Frewd’ aus jhr empfindet? Sei dennoch unverzagt! / Gib dennoch unverloren! Weich keinem Glücke nicht, / steh höher als der Neid, vergnüge dich an dir / und acht es für kein Leid, hat sich gleich wider dich / Glück, Ort und Zeit verschworen Lieb’ ich ohn allen Zwang / wie kann ich Schmertzen tragen? Muß ich es thun / was hilfft’s dass ich solch Trawren führ’? Heb’ iches vngern an / wer dann befihlt es mir? Thue ich es aber gern’ / vmb was hab’ ich zu klagen? Was dich betrübt und labt, / halt alles für erkoren; nimm dein Verhängnis an / Laß alles unbereut Tu, was getan muß sein, / und eh man dir's gebeut Was du noch hoffen kannst, / das wird noch stets geboren Ich wancke wie das Graß so / von den kühlen Winden Vmb Vesperzeit bald hin geneiget wird / bald her: Ich walle wie ein Schiff / das durch das wilde Meer Was klagt, was lobt man noch? / Sein Unglück und sein Glücke ist ihm ein jeder selbst / Schau alle Sachen an: dies alles ist in dir / Laß deinen eitlen Wahn, Von Wellen vmbgejagt / nicht kann zu Rande finden Ich weis nicht was ich wil / ich wil nicht was ich weis: Im Sommer ist mir kalt / im Winter ist mir heiß und eh du fürder gehst, / so geh in dich zurücke Wer sein selbst Meister ist / und sich beherrschen kann, dem ist die weite Welt / und alles untertan ¨ Antithese ¨ Parallelität ¨ Enjambement ¨ Klimax ¨ Anapher Tabelle 17: Die syntaktischen Stilmittel in den Sonetten im Überblick Zunächst ist zu beobachten, dass die antithetische Struktur wohl das wichtigste Stilmittel in den Gedichten von Gryphius, Hoffmannswaldau und Opitz ist Sie ist vor 85 allem in den Quartetten vorhanden und übernimmt die Aufgabe, die Vielschichtigkeit eines Themas zu beleuchten, also beide Extremwerte eines Inhalts zu nennen In den beiden ersten Gedichten, die vom Motiv der vanitas handeln, wird anhand der Antithese der zwangsläufige Verfall des irdischen Seins bestätigt, also muss die heutige Pracht sowohl einer Sache als auch eines Menschen bald herunterkommen In Opitz’ Liebesgedicht wird das Liebesdilemma mithilfe durchgängiger Antithesen vielfach veranschaulicht Ferner weitet sich die antithetische Struktur in den Quartetten von Satzgliedern auf Verse aus, sodass Mehrebenen-Antithesen bestehen Im Gedicht An sich kommt die Antithese hingegen kaum zum Einsatz Der Grund dafür ist, dass Fleming keine innere Zerrissenheit oder Spannung zur Sprache bringen wollte Sein Gedicht zielt eher darauf ab, mit eindringlichen Aufforderungen den Menschen zu einer bestimmten inneren Haltung zu bewegen Daher wundert es nicht, dass die Struktur der Parallelität zur Verstärkung der Argumente im Vordergrund steht Die Stilfigur des Parallelismus befindet sich auch in den anderen Gedichten und reicht von Versteilen (siehe Es ist alles eitel) bis zu zwei aufeinanderfolgenden Sätzen (siehe Vergänglichkeit der Schönheit; An sich) und sogar zu einer Strophe (siehe Francisci Petrarchae) Bemerkenswert ist, dass die antithetischen Verse meist aufgrund anaphorischer Elemente eine identische Struktur besitzen, die Parallelismen hingegen auch gegensätzliche Begriffe beinhalten Daraus ergibt sich das Zusammenspiel von Widersprüchen und Einheitlichkeit Was noch ins Auge fällt, ist das Vorkommen von Enjambements (Übergreifen des Satzes in den nächsten Vers (Zeilensprung) bzw in die nächste Strophe (Strophensprung)) In drei Sonetten gibt es einen Strophensprung, gekennzeichnet durch ein Komma oder das Fehlen eines Satzzeichens am Übergang vom ersten Terzett zum zweiten Terzett Dieser Sprung sorgt für eine gedankliche Verbindung zwischen den beiden Terzetten und unterstreicht meist die endgültige Aussage des Textes, z.B die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des irdischen Seins (Es ist alles eitel), das unauflösbare Gefühlschaos der Liebenden (Francisci Petrarchae) oder die Schlussfolgerung, dass die Welt demjenigen untan ist, der sich selbst beherrschen kann (An sich) In Vergänglichkeit der Schönheit gibt es auch eine Klimax, um alles Irdische zu verneinen: diß und noch mehr als diß – alles geht zu Ende 86 Antithesen Parallelismen Anapher Es ist alles - Quartette (V.2, 3, 5, 6, 8): Darstel- - V.7, 12: synonymische Parallelis- V.2 – V.6: in der ersten Hälfte der aneitel lung der Vergänglichkeit materieller men zur Bestätigung der Eitelkeit bzw konkreter Werte auf der Erde tithetischen Verse kehrt das Muster (nichts = kein Erz, kein Marmorstein; was/wo jetzt noch immer wieder, das - Terzett (V.9, 10): Darstellung der schlechte Nichtigkeit = Schatten, den Kontrast zwischen der Blütezeit Vergänglichkeit immaterieller bzw Staub, Wind) abstrakter Werte und der Verfallszeit noch einprägsa- - V.12, 13: Wiederholung der Ver- mer macht gleichssätze als zur Bestätigung der Eitelkeit Vergäng- - Quartette (V.3, 4, 5, 6): Darstellung - V.5 – V.6 und V.9 – V.10: Ausdruck - V.3, 4, 5, 9: viermal „Der“ am Be- lichkeit des Alterungsprozesses der menschli- des Verfalls mehrerer Körperteile ginn eines Verses Rechnet man De- der chen Körperteile: Lippen, Augen, durch das Parallelismus nach dem monstrativ- und Possessivprono-mina Schönheit Hände Muster Der/die werden und mit, beginnen sogar acht Verse mit ei- - Terzett (V.9, 10): Darstellung des gegensätzliche Begriffe nem Artikelwort (jeweils mit dem Verlustes der weiblichen Attraktivität - V.6, 10: synonymische Parallelis- Konsonanten „d“ im Anlaut) men (faellt = weichen; Staub = nichts und nichtig) Francisci - Quartett 1: „Multiple“ Antithetik - Quartett 1: Parallelität auf Strophen- - Quartett 1: Das viermalige „Ist“ bzw Petrar- (nach horizontaler und vertikaler Be- ebene durch die wiederholte Struktur dreimalige „Ist sie“ zu Beginn der chae trachtungsweise) zur Darstellung des Verse 87 von Paradoxen erfüllten Labyrinths in Ist sie wie zur Betonung der - Terzett 1: Die Anapher ich wanke der Liebe Ratlosigkeit des Liebenden - Quartett 2: Antithetik zwischen zwei wie [ ] ich walle wie betont die Gefühls-schwankung des Liebenden aufeinander folgenden Versen - Terzett 1: Darstellung der Schwankung des Liebenden durch gegensätzliche Begriffe (Gras >< Wind; Schiff >< Meer; hin >< her) - Terzett 2: Darstellung des physikalischen und geistigen Zustandes der Liebenden durch kreuzweise aufeinander bezogene gegensätzliche Elemente: ich nicht was / im ist mir , was die ungelöste Spannung erneut bestätigt An sich - Terzett (V.12): die letzte Aufforde- - Quartette (V.1, 2, 3, 6, 7): Eindring- - V.5, 8, 9: Drei Verse beginnen mit rung zur Wiederholung des Kern- liche Aufforderungen zur inneren dem Wort „Was“, das zweimal ein ungedankens Ruhe - bestimmtes Relativpronomen und ein- Terzett 1: synonymischer mal ein Fragewort ist Der vorletzte Parallelismus als eine Wiederholung 88 der Kernaussage des Textes (ist ihm Vers beginnt hingegen mit dem unbeein jeder selbst = dies alles ist in dir) stimmten Relativpronomen „Wer“ Aus dieser Anordnung (Was, Was, Was, Wer) wird ein Muster erkennbar: Zunächst geht es durchgängig um die Dinge („Was“) zu denen der Mensch eine bestimmte Haltung einnehmen soll Und am Ende geht es um den Menschen („Wer“), der diese Haltung zu den Dingen einnimmt Tabelle 18: Die Antithesen und Parallelismen mit ihren Wirkungen in den Sonetten 89 Ähnlich wie in den deutschen Sonetten dienen die Antithetik und der Parallelismus auch in den 7-8-Gedichten als wichtige syntaktische Stilmittel zum Ausdruck des Inhalts Wie eingangs bereits erwähnt, kommt die Struktur der Parallelität zumeist in den Zwischenversen eines 7-8-Gedichts (V.3 – V.6) vor Nhàn Lấy chung chồng (Nguyễn Bỉnh Khiêm) (Hồ Xuân Hương) Một mai, cuốc, cần câu Kẻ đắp chăn kẻ lạnh lùng Thơ thẩn dầu vui thú Chém cha kiếp lấy chồng chung Ta dại, ta tìm nơi vắng vẻ Năm mười họa hay Người khôn, người đến chốn lao xao Một tháng đơi lần có khơng Thu ăn măng trúc, đông ăn giá Cố đấm ăn xôi xôi lại hẩm Xuân tắm hồ sen, hạ tắm ao Cầm làm mướn mướn không công Rượu, đến gốc cây, ta uống Thân ví biết dường Nhìn xem phú q, tựa chiêm bao Thà trước đành xong Qua Đèo Ngang Thu điếu (Bà Huyện Thanh Quan) (Nguyễn Khuyến) Bước tới Đèo Ngang, bóng xế tà Ao thu lạnh lẽo nước Cỏ chen đá, chen hoa Một thuyền câu bé tẻo teo Lom khom núi, tiều vài Sóng biếc theo gợn tí Lác đác bên sông, chợ nhà Lá vàng trước gió khẽ đưa Nhớ nước đau lòng, quốc quốc Tầng mây lơ lửng trời xanh ngắt Thương nhà mỏi miệng, gia gia Ngõ trúc quanh co khách vắng teo Dừng chân đứng lại trời, non, nước Tựa gối, ôm cần lâu chẳng Một mảnh tình riêng, ta với ta Cá đâu đớp động chân bèo ¨ Antithese ¨ Parallelität ¨ Anapher Tabelle 19: Die syntaktischen Stilmittel in den 7-8-Gedichten im Überblick Die antithetischen Verse übernehmen in den untersuchten 7-8-Gedichten verschiedene Aufgaben Sie dienen zur Erörterung der weltanschaulichen Divergenz des Autors seinen Zeitgenossen gegenüber (Nhàn: V.3, 4); zur Veranschaulichung der Ungerechtigkeit in einer polygamen Beziehung (Lấy chung chồng: V.5, 6) und zur Hervorhebung des Kontrastes zwischen Natur und Menschen (Qua đèo Ngang: V.3, 4) Die dargestellten Widersprüche zeigen sich entweder durch gegensätzliche Wortpaare 90 oder/ und oppositäre Bilder Die Parallelismen enthalten sowohl inhaltlich als auch syntaktisch analoge Ausdrücke, mit deren Hilfe eine tautologische Wirkung erzielt werden kann Ein deutlicher Unterschied zu den deutschen Texten besteht darin, dass die jeweiligen zwei aufeinander folgenden Versen (2/2/2/2) einen vollständigen Sinnabschnitt bilden, sodass das Übergreifen des Satzes in den nächsten Vers nicht vorhanden ist Antithesen Nhàn - V.3, 4: Parallelismen Erörterung der - V.3, 4: Die beiden Verse können auch weltanschaulichen Divergenz durch als ein antithetischer Parallelismus gegensätzliche Wortpaare: ta >< angesehen werden, da die Teilsätze người; dại >< khôn; vắng vẻ >< lao dieselbe Abfolge von Komponenten xao haben (Pronomen – Adjektiv – Komma – Pronomen – Verb – Nomen) - V.5, 6: Beschreibung des mit der Natur verbundenen Lebens durch gleiche syntaktische Struktur und wörtliche Wiederholungen (baden; essen) Lấy - V.1: Darstellung von zwei - V.3, 4: Die Verse betonen die chung gegensätzlichen Situationen bzw Einsamkeit der Konkubine durch inhalt- chồng unterschiedlichen Frauenschicksalen liche Wiederholung: = - V.5, 6: Reflektion über das tragische tháng đơi lần; hay = có Schicksal durch gegensätzliche không Ausdrücke innerhalb des einzelnen Verses: cố đấm ăn xôi >< xôi lại hẩm; cầm làm mướn >< muốn khơng cơng, und mithilfe der unterstrichenen Verneinungswưrter Qua - V.3, 4: Darstellung des Kontrastes - V.5, 6: Ausdruck der eigenen Gefühle đèo zwischen großer Natur und kleinem mithilfe eines Parallelismus, in dem die Ngang Menschen durch oppositäre Bilder: Komponenten im zweiten Teil mit 91 Berge >< wenige Holzfäller; Flüsse denen aus dem ersten fast den gleichen >< wenige Marktstände (andere Ver- Sinn ergeben: nhớ nước // thương nhà; sion: Hütten) Diese Konstellation đau lòng // mỏi miệng; quốc quốc // wird ferrner durch Wortumstellung: gia gia tiều vài chú, chợ nhà verstärkt - V.7, 8: Darstellung der Einsamkeit des lyrischen Sprechers durch oppositäre Bilder: Himmel, Berge, Flüsse >< Ich mit mir selbst Thu - V.3, 4: Die Struktur des Parallelismus điếu zeigt sich nicht deutlich, da die Wiederkehr der gleichen Wort- reihenfolge, bei der beide Teile syntaktisch identisch sind, nicht vorhanden ist Jedoch werden die herbstlichen Farben (sóng biếc – vàng) und die entsprechenden Regungen nebeneinandergestellt (hơi gợn tí – khẽ đưa vèo), um ein einheitlich gestaltetes Herbstbild herzustellen Tabelle 20: Die Antithesen und Parallelismen mit ihren Wirkungen in den 7-8-Gedichten Schlussfolgerung und Ausblick Nach der Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen sowie den empirischen Analysen und Interpretationen der Gedichte lässt sich die Forschungsfrage der Arbeit folgendermaßen beantworten: - Angesichts der formalen Merkmale herrschen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Gedichtformen, von der bestimmten Anzahl der Verse sowie Anzahl der Silben pro Verszeile bis zum streng geregelten rhythmischen Gestalt im Reimschema und im metrischen Schema (Sonette) bzw Tonhöhenschema (7-8-Gedichte) Die gerade 92 Zahl der Verse ermöglicht eine symmetrisch gestaltete Einheit mit kleineren Sinnabschnitten (2 Quartette und Terzette in den deutschen Sonetten bzw die jeweiligen zwei aufeinander folgenden Verse in den 7-8-Gedichten), die vorgeschriebene Inhalte zum Ausdruck bringen sollen - Auch der durchgängige Wechsel zwischen weiblichen und männlichen Kadenzen in den Sonetten verrät gewissermaßen die antithetische Stimmung, während der Wechsel von fallenden zu steigenden Tönen am Versende jedes 7-8-Gedichtes auf den inhaltlichen Wendepunkt hinweist Damit die syntaktischen Stilmittel zur Entfaltung kommen, ist die Rolle der Zäsur wichtig, mit deren Hilfe ein symmetrischer Versbau hergestellt werden kann, der ein Vorteil für die Verwendung der Antithesen und Parallelismen ist In Bezug auf die phonologischen rhetorischen Figuren besteht die Gemeinsamkeit darin, dass die Alliterationen und Reduplikationen als charakteristischer Zug der vietnamesischen Sprache zum Wecken verschiedener Sinneswahrnehmungen verwendet werden, welche zum besseren Erfassen des Inhalts führen - Es lässt sich sehen, dass die textsortenspezifischen allgemeinen Merkmale der Gliederung und Prosodie recht viel mit dem Inhalt zu tun haben Jedoch zeigt sich das Zusammenspiel zwischen Form und Inhalt bzw Thematik m.E nach am eindeutigsten in der Syntax Die Antithetik kann sich in einem deutschen Sonett je nach Thema (das Motiv der vanitas; die bittere Liebe) von Quartetten zu den Terzetten hin erweitern Durch die sich wiederholenden Antithesen mit deren Hauptfunktion, konkrete Gegenstände bzw bestimmte Zusammenhänge kontrastiv darzustellen und diese als stichhaltige Argumente für die aufgestellte Behauptung bzw für eine endgültige Aussage vorzubringen, werden die typischen barocken Wiedersprüche deutlich widergespiegelt Den Antithesen folgt die parallele Struktur als ein typisches Stilmittel in den Sonetten Im Vergleich dazu ist das Thema des Textes m E nach kein entscheidender Faktor für die Verwendung der Antithesen in den 7-8Gedichten, da die Häufigkeit dieses Stilmittels bei spezifischen Themen beinahe gleich ist Die widersprüchlichen Begriffe/ Bilder kommen meist in der Beschreibung oder in der kritischen Beurteilung (V.3 – V.6) eines 7-8-Gedichts vor und tragen beträchtlich zur Verschärfung des in den Versen Dargestellten bei Das 93 Gleiche gilt auch für das Stilmittel der Parallelismen, die trotz der Verschiedenheit der Themen immerwährend an bestimmten Stellen präsent (V.3 – V.6) und mit den Versen inhaltlich stark verbunden sind Da zeigt sich die Tendenz in der vietnamesischen Lyrik, viel Wert auf die Ausgewogenheit zu legen Allerdings ist das Zusammenwirken dieser beiden rhetorischen Figuren in den untersuchten Texten der beiden Textsorten unbestreitbar Dieses Zusammenspiel macht die Formulierungen besonders einprägsam und verstärkt sie inhaltlich Andere syntaktische rhetorische Figuren, die häufig in den Sonetten zum Einsatz kommen und mit dem Inhalt zusammenhängen, sind die Anapher und das Enjambement In der vietnamesischen Gedichtform fehlen diese Stilmittel - Obgleich die untersuchten Sonette verschiedene Inhalte thematisieren, lässt sich beobachten, dass mehrere Begriffe bzw Wörter zum Ausdruck der barocken Thematik häufig wiederkehren, z B Glück, Leid, Beschwerden/ Schmerzen, Zeit, Mensch, Nichtigkeit, Staub, werden, kalt, nichts Die Barockautoren verwendeten ein ausschmückendes Vokabular mit einer großen Anzahl von abstrakten Begriffen In den 7-8-Gedichten ist hingegen ein abwechslungsreicher, einfacher Wortschatz zu sehen Allerdings ist ein reines Deutsch bzw ein reines Vietnamesisch in den Texten zu erkennen, was die Reformbemühungen in den untersuchten Epochen gut widerspiegelt Dazu sagt das Verhältnis zwischen den Wortarten bzw die Bevorzugung einer bestimmten Wortart auch etwas über den Inhalt In der empirischen Untersuchung stellte sich die Herausforderung, dass die vietnamesischen 7-8-Gedichte aufgrund ihrer äußerst strengen Form schwer ins Deutsche übersetzt werden können Die Lösung, jedes einzelne Wort zu übersetzen, kann einem Nicht-Muttersprachler das Erfassen des Inhalts erschweren, hilft jedoch sehr bei der Strukturanalyse Zugegebenermaßen ist der Umfang der Textauswahl verhältnismäßig klein Ein grưßererer Umfang verspricht bessere Ergebnisse, insbesondere im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen den syntaktischen Stilmitteln und dem Inhalt Anhand der herausgefundenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den zwei Epochen bzw zwei Textsorten stellt sich für mich die nächste Frage, wie man die Epoche des Barock und die Textsorte Sonett, nachdem sie 94 längst verworfen wurden, wieder in den Literaturunterricht für vietnamesische Germanistik-Studierende einführen kann Ein weiterer Vorschlag, der nur die Barockliteratur betrifft, bezieht sich auf eine Beschäftigung mit einer bestimmten Thematik (z B das Motiv der vanitas) und die Untersuchung, wie diese Thematik in prosaischen, lyrischen und dramatischen Texten zum Ausdruck gebracht wird Nicht zuletzt muss erwähnt werden, dass die Barockzeit gegenwärtige (europäische) Schriftsteller wieder vermehrt zu beschäftigen scheint, z B Daniel Kehlmanns Roman „Tyll“ (2017); Monika Marons Roman „Munin oder Chaos im Kopf“ (2018); Olga Tokarczuks Roman „Die Jakobsbücher“ (2019) Daher bietet eine Beschäftigung mit modernen Romanen, deren Handlung in der Barockzeit spielt, verschiedene Forschungsmöglichkeiten an 95 Literaturverzeichnis A Primärliteratur Sonette: An sich (Paul Fleming) Es ist alles eitel (Andreas Gryphius) Francisci Petrarchae (Martin Opitz) Vergänglichkeit der Schönheit (C H von Hoffmannswaldau) 7-8-Gedichte: Nhàn (Nguyễn Bỉnh Khiêm) Lấy chung chồng (Hồ Xuân Hương) Qua Đèo Ngang (Bà Huyện Thanh Quan) Thu điếu (Nguyễn Khuyến) Quellen: Bibliographie [14] und [8], Stavenhagen, Fritz: Gesprochene Deutsche Lyrik [online] https://www.deutschelyrik.de B Bibliographie Aurnhammer, Achim (2006): Martin Opitz‘ petrarkistisches Mustersonett Francisci Petrarchae (Canzoniere 132), seine Vorläufer und Wirkung, in: Aurnhammer, Achim (Hrsg.): Francesco Petrarca in Deutschland: seine Wirkung in Literatur, Kunst und Musik, Tübingen: Niemeyer, S 189 – 210 Balzer, Bernd / Mertens, Volker (Hrsg.) 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(1982): Gedichte und Interpretationen Renaissance und Barock, Stuttgart: Philipp Reclam jun 16 Neuhaus, Stefan (2017): Grundriss der Literaturwissenschaft, Auflage, Tübingen, A Francke Verlag 17 Niefanger, Dirk (2006): Barock Lehrbuch Germanistik, überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart: J.B Metzler 18 Văn Tân / Nguyễn Hồng Phong / Nguyễn Đổng Chi (1999): Bà Huyện Thanh Quan, in: Vũ Tiến Quỳnh (Hrsg.) (1999): Hồ Xuân Hương – Bà Huyện Thanh Quan – Sương Nguyệt Anh, HCMC: NXB Văn nghệ TP HCM, S 39 – 50 19 von Borries, Erika / von Borries, Ernst (2006): Deutsche Literaturgeschichte Band Mittelalter – Humanismus – Reformationszeit – Barock, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 20 Vũ Nho (1998): Xuân Hương thoáng, VHVTT (Magazin für Literatur und Jugend) Ausgabe 31, in: Vũ Tiến Quỳnh (Hrsg.) (1999): Hồ Xuân Hương – Bà Huyện Thanh Quan – Sương Nguyệt Anh, HCMC: NXB Văn nghệ TP HCM, S 91 – 96 21 Vũ Tiến Quỳnh (Hrsg.) (1999): Hồ Xuân Hương – Bà Huyện Thanh Quan – Sương Nguyệt Anh, HCMC: NXB Văn nghệ TP HCM 22 Wagenknecht, Christian (1982): Memento mori und Carpe diem Zu Hoffmannswaldaus Sonett Vergänglichkeit der Schönheit, in: Meid, Volker (Hrsg.): Gedichte und Interpretationen Renaissance und Barock, Stuttgart: Philipp Reclam jun, S 332 – 344 C Internetquellen • Antikoerperchen Lyrik-Datenbank (2017): Interpretation: An Sich – Paul Fleming, [online] https://lyrik.antikoerperchen.de/paul-fleming-an-sich,textbearbeitung,381.html [19.12.2019] • Antikoerperchen Lyrik-Datenbank (2017): Kurzinterpretation: Vergänglichkeit der Schönheit – C H v Hoffmannswaldau, [online] https://lyrik.antikoerperchen.de/christian-hoffmannvon-hoffmannswaldau-vergaenglichkeit-der-schoenheit,textbearbeitung,258.html [19.12.2019] • Cords, Suzanne (2018): Kraftvolle Männer, üppige Frauen: der Barockmaler Peter Paul Rubens, [online] https://www.dw.com/de/kraftvolle-männer-üppige-frauen-der-barockmaler-peter-paul-rubens/a-42485186 [19.12.2019] • Deutsche Bibelgesellschaft (2019): Prediger Salomo / Kohelet, [online] https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/ketubimschriften/predigerkohelet/ [19.12.2019] • Deutsche Bibelgesellschaft (2019): Psalm, [online] https://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/psalm/103/ [19.12.2019] • Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS) (2019): Barock, [online] https://www.dwds.de/wb/Barock [19.12.2019] • Frieling, Christian/ Kistner, Hans-Jürgen/ Scheidemann, Frank/ v Horadam, Manfred (2001): Projekt „Zeitenwende“: Die Epoche des Barock [online] https://www.vhs-kamen-boenen.de/fileadmin/datensammlung/dokumente/barockschrift.pdf [19.12.2019] • Handmand, Ernesto (2019): Was ist ein Sonett, [online] http://www.handmann.phantasus.de/sonett_definition.html [15.12.2019] • Literaturwissenschaft Uni Kiel: Die Literatur des 17 Jahrhunderts, Neustoizismus [online] http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/wp-content/uploads/2015/09/Zusammenfassung240420062.pdf [19.12.2019] • Mưller, Peter: Stoizismus und Epikureismus, [online] http://www.philolex.de/stoiepik.htm [19.12.2019] • Nguyễn Xuân Diện (2012): Điển hay tích lạ: Con “Quốc Quốc”, [online] https://dienbd.violet.vn/entry/con-quoc-quoc-7325717.html [19.12.2019] ... KONTRASTIVER VERGLEICH ZWISCHEN DEM DEUTSCHEN SONETT UND DEM VIETNAMESISCHEN 7-8-GEDICHT SO SÁNH ĐỐI CHIẾU THỂ THƠ SONETT VÀ THỂ THƠ THẤT NGÔN BÁT CÚ im Studiengang Linguistik Fachbereichsnr.:... Textsorten, sondern in der Untersuchung der Beziehung zwischen Form und Inhalt Aus den erworbenen Kenntnissen über die Epochen sowie den detaillierten Analysen und Interpretationen der Texte soll... Um diesen Endzweck zu erreichen, soll zunächst ein genaues Verständnis der untersuchten Epochen erworben werden Epochenmerkmale und literarische Besonderheiten sollen möglichst systematisch und

Ngày đăng: 16/03/2021, 07:36

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