Landesdurchforschung von Bohmen Vol 6-0001-0073

Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at DIE SUSSWASSERBRYOZOEN BÖHMENS VON JOSEF KAFKA, ASSISTENT DER ZOOL ABTHEILUNG MIT 91 AM MUSEUM DES KÖNIGREICHES BÖHMEN IN PRAG ABBILDUNGEN IM TEXTE (ARCHIV FÜR NATURWISSENSCHAFTLICHE LANDESDURCHFORSCHUNG VON BÖHMEN.) (BAND VI NRO 2.) PRAG IN COMMISSION DER BUCHHANDLUNG FRANZ RIVNÄC 1887 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at DRUCK VON UR ED GREGR IN PRAG 1887 Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at VORWORT Die vorliegende Arbeit, die als ein bescheidener Beitrag zur Kennt- Fauna betrachtet sein möge, behandelt die böhmischen Stisswasserbryozoen, also im Allgemeinen eine Thiergruppe, von der fast ein jedes klares Wasser irgend einen Repraesantanten beherbergt Obzwar niss der heimatlichen die Stisswasserbryozoen eine an mangelt doch, es namentlich und in für sich häufige Erscheinung sind, so den weiteren Kreisen der Naturfreunde, an Kenntnissen von ihrem eigenthümlichen Organismus und ihrer sonder- baren Entwickelung Bietet ja doch die richtige Bestimmung mancher Arten dem selbst wissenschaftlichen Forscher Schwierigkeiten, noch nicht genügend geordneten Systematik wie derselben bei dies gar nicht der anders sein kann der Aufgabe, In Anbetracht schaftliche dieser Arbeit nützung dem Archive welche Durchforschung Böhmens zugewiesen zufriedenstellendes ein Bild dieser mir zugänglichen Literatur und aller Beobachtungen zusammenzustellen bildete zuerst das Die ist, auf Grundlage für bemühte wissen- die ich mich, Thiergruppe mit in Be- Grund meiner eigenen zu diesem Werkcheu von den Herren Prof Dr Fric und Dr B Hellich ge- sammelte und in den Museumssammlungen deponirte Material, später meine eigenen Forschungsreisen durch Mittelböhmeu, das Elbegebiet, die Chlumetzer und Jiciner Gegend, Wittingauer, Fundorte die Neuhauser, erhielt ich Umgebung von Bakofen und Weisswasser, Zbirover einige Daten und Berauner doch schon ein so bedeutender dass das Gesammtbild dieser die der von den Herren Klapälek und Sandera Obzwai" in diese Untersuchungen nicht ganz ist Gegend Bezüglich Tlieil Böhmen einbezogen wurde, so böhmischer Gewässer durchforscht, Thiergruppe durch weiteres Forschen schon wesentliche Ergänzungen erhalten dürfte kaum , Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Die Präparationen und die mikroskopischen Arl)eiten verrichtete ich im Museum, theils theils im zoologischen Herrn Institute des Prof Dr Fric an der böhmischen Universität Die Spirituspräparate und die mikroskopischen Präparate sind in den Museumssammlungen deponirt Die Zeichnungen, welche ich im Texte benützte, sind Kopien nach einigen Auktoren theils liess Benützung der letzteren unter- durch Für den Druck Uebereinstimmuug und Korrektheit zu überzeugen wurden mung bei ich es jedoch nicht, mich durch eigene Beobachtung von ihrer Richtig- keit, einer ; theils Originale, Methode Schrift diese anderen Reproduktion der Fall massgebenden den mit nach fotozinkographisch sie welche Zeichnungen wohlfeiler wäre, Prinzipien Durchforschung Böhmens, schaftliche meinen sich somit also auch es als , bei Uebereinstim- in Komitets des dieselbe reproduzirt stellt für wissen- die weiteren Kreisen zu- gänglich wird Mich auf die mir zugängliche Fachliteratur und meine eigenen Beob- achtungen, welche hie und da bekannte Thatsachen ergänzen oder aufklären, bemühte stützend, ich mich in dem allgemeinen textlichen Theile, soweit dem Organismus und der Entwickelung der SüssIm systematischen Theile beschrieb ich die hei- möglich, ein Gesammtbild von wasserbryozoen zu bieten mischen Arten dieser Thiergruppe mit Rücksicht darauf, dass ein jeder dieselben leicht selbst bestimmen könne Die Hauptstütze bei dieser Arbeit fand ich an Herrn Prof Dr Fric, welchem ich zu Arbeit die um so grösserem Anregung gab und Danke mich verpfliclitet fühle, mich bei derselben durch als er zu dieser und That Rath aufs freundlichste unterstützte Zu den Forschungsreisen wurde mir die Unterstützung der löbl Museums und des Komites für wissenschaftliche Durchforschung Böhmens zu Tlicil naturhistorischen Section des Bei den Forschungen Bürgermeister in Podebrad, selbst war mir Herr Apotheker besonders behilflich und viele J haben mir durch Mittheilung mancher Daten wesentliche Dienste Allen diesen Herren sei hier mein bester Hellich, andere Herren geleistet Dank ausgesprochen PRAG, im Juh 1887 Der Verfasser Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Historischer Theil I Die Biyozoen gehören zu den interessantesten Geschöpfen unserer Gewässer Ihre anziehende äussere Gestalt, sowie ihre merkwürdige innere Organisation be- schäftigten schon eine grosse Reihe Forscher, Glück versuchten, Thierreiche kaum in das welche sich mit mehr- oder weniger Eigenthümliche ihrer Organisation, für welche im übrigen eine Analogie zu finden ist, einzudringen Das Erkennen der ersten Arten dieser Thiergruppe fällt vorigen Jahrhundertes, wo Tremhley und bald nach ihm Baker jetzt unter dem Namen Loplmpus Trembleyi in die Hälfte des eine Bryozoenart, bekannt, entdeckten Ersterer benannte Etwas später beschrieb Phimatdla die Art repens und Rösel verSchäffer anschaulichte ziemlich gut zwei neue Arten, von welchen er die erste „Federbuschdieselbe Polype ä panacJie, Letzterer helle floioer animal unter dem Namen Kammpolyp pjolyp" (Plumatella) , die andere „cZer kleinere Federhuschpoly^)" (Cristatella) benannte Linne bezeichnete zu jener Zeit in seiner „Systema naturae" zum erstenmale die Süsswasserbryozoen mit ihren Gattungs- und Speciesnamen (Tuhipora repens) Baeck Zu den Abhandlungen der königi Akademie der Wissenschaften in Stockholm im Jahre 1746 eine Beschreibung einer Bryozoe, zweifelsohne der „Alcyonella" welche später (im J 1766) Pallas als Tuhularia den Entdeckungen lieferte in , fungosa beschrieb Im Jahre 1774 beschrieb Blumenbach in seiner Abhandlung über die BryUmgebung von Göttingen eine Art, welche sich als Fredericella ozoen aus der In eben diese Zeit fällt die erste Beobachtung der, im Wasser umherschwimmenden Larve von Alcyonella, welche F Müller als ein Infusorium betrachtete und Leucophra heteroclita benannte Zu dieser Zeit begegnen sultana erwies frei wir den Bryozoen schon in allen gleichzeitigen, welche eben gi'össtentheils nur neue Beweise bieten, füi- naturwissenschaftlichen Werken, deren geographische Verbreitung Eichhorn wie Bruguiere (Umgegend von Paris), Liclitenstein (Kopenhagen), Ein systematisches Ordnen dieser Hauptgattungen der Süssa m wasserbiyozoen versuchte zuerst Cuvier im J 1798, später im J 1816 Lamarck Cuvier reihte die Gattung Tuhularia (Plumatella, Fredericella) unter die (Danzig) u in Piöhixhen aus hornartiger Masse eingehüllten Zoophyten und die Cristatella und Wasserpolypen zählte die zweite Gruppe, zu welcher er die Actinien in Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Lamarck theilte seine „Polypide" Gruppen: in drei zu welchen er die Cristateüa und die schon früher frei scliivimmende, erwähnte Lemophra unter dem Namen Difflngm einreihte; festhaltPMde an Gegenständen im Wasser, zu welchen er die Älcyonella röhren- (auch SpongilJa friahilis genannt), reihte, und oder scheidenförmige (vaginifonaes) PhmiateUa (Syn Tubularia, Naisa) und , welchen zu die Gattung Lo^ylutpus (PI cvistata) gerechnet wurde wurde namentlich die Älcyonella mit der Spongüla verwechselt, was seinen Grund hauptsächlich in den oberflächlichen Beobachtungen Zu alter, dieser Zeit ausgestorbener Kolonien hatte, welche nicht selten mit kleinen Algen besetzt waren, so dass sie in ihrer Erscheinung der Bpongilla einigermassen ähnelten Raspail begann zuerst die innere Organisation detaillirter zu zergliedern, namentlich aber Meyen, welcher den Irrthum Müllers verbesserte und einige ziemlich gute Beobachtungen der Organisation und des Lebens der Älcyonella kundmachte Bis in das Jahr 185G erschien eine ganze Reihe von Werken, welche so- wohl die einzelnen Arten als auch die Bryozoen-Localfauna behandelten, wobei eine ganze Reihe neuer Arten und Gattungen beschrieben wurde Am wichtigsten für die europäische Fauna dieser Art ist das Auffinden der Paludkelln, welche in den Später im J und zuerst Ehrenherg fand dreissiger Jahren 1837 als Älcyonella ebendieselbe Gervais in der fand beschrieb sie als eine neue Gattung Paludicella mit Erfolg zur Vermehrung der Viele artmdata beschrieb Paris und Umgebung von dieser Schriftsteller trugen anatomischen Kenntnisse der Bryozoen bei, so Van Beneden, Dumortier, Leidy u a m Eine besondere Erwähnung unter diesen Werken verdienen jedoch hauptsächlich die Publikationen Van Benedens und Dumortier's, insbesondere was die Süsswasserbiyozoen anbelangt, Van Beneden's Monographie der belgischen Bryozoen GleichGervais, Dalyell, Turpin, Hancock, zeitig erschien auch in Amerika Leidy's erste Arbeit über Süsswasserbryozoen Die amerikanische Fauna reicher, sondern auf der nicht nur ist weist auch zwei um einige, in Europa unl)ekannte Bryozoenarten neue Gattungen, die Pectinatella und Umatella Die Pectinatella, neuerer Zeit auch Umgebung Philadelphias Umatella ebeudort als Das Jahr 1856 im J Hamburg in 1851 als eine entdeckt, beschrieb Leidy aus Art Crisfacella magnifica, die Ur gracilis diesem Studium; sozusagen eine Grenzscheide der älteren und neueren damals gab Allman seine Monographie heraus, welche zum Ausgangspunkte und zur Basis der neueren Arbeiten wurde Allman sammelte Zeit in ist zerstreuten Abhandlungen und ergänzte indem er die Systematik auch gehörig ordnete, in ein einheitliches Ganzes Für die damalige Zeit behandelte Allman am vollkommensten den gesammten Organismus der Sttsswasserbiyozoen, ihre Entwickelung und Knospung, sowohl als auch ihre Stellung im Systeme, indem er ihre Organisation mit den homoalle seine, in verschiedenen Fachschriften dieselben, logen Gebilden schöpfend der Ascidien die Geschichte verglich Er dieses Studiums, lieferte auch bis zu seiner Zeit er- behandelte die geographische Verbrei- tung der Süsswasserbiyozoen und indem er in sein Werk die gesammten bekannten Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at Arten mit einbezog, schlug er für dieselben eine systematische Eintheilung vor, welche bis in die letzte Zeit ihi-e Geltung behielt, und zu welcher wir noch zurück- blicken werden Nach dem Erscheinen zehnts ein Stillstand dieses Werkes entstand auf diesem Studium; hie und in die Dauer eines Jahr- wieder erscheinende Arbeiten waren ausschliesslich faunistischer Richtung Erst im Jahre 1868 veröffentlichte Hyatt ein grösseres Werk über Süsswasserbryozoen und zugleich trat Nitscke mit seiner ausgezeichneten, den Gegenstand aber nicht vollständig erschöpfenden Mono- graphie der Alcyonella auf, worin namentlich gründlich auf die anatomischen, haupt- und embryologischen Verhältnisse dieser Bryozoen RückDas Werk Nitsche's bietet detaillirte Beschreibungen über sächlich die histologischen genommen wurde sicht den Bau der Leibeswand, die Muskulatur, die Entwickeluug der Statoblasten u s w., welche durch die Beobachtungen neuerer Forscher an andern Bryozoenarten Bestätigung finden Ebenso wickeluug dieser Geschöpfe dieses Studium geweckt, auch die anderen, später erschienenen Werke zum Erkennen des inneren Organismus und der EntDurch diese Werke wurde ein lebhaftes Interesse für sind Nitsche's werthvoUe Beiträge um so mehr als theils unaufgelöste Fragen, namentlich die des Knospungprocesses, der embryonalen Entwickeluug, theils die unentschiedene Frage, welche Stellung die Bryozoen im Thien'eiche überhaupt einnehmen, streb- same Geister zu forschenden Arbeiten anspornten Auf diesem Felde vereinigt sich das Studium der Süsswasserbryozoen eng mit dem Studium der Seebryozoen, welches neben jenem früher nur abgesondert gepflegt wurde Namentlich ursächlich des Einordnens ins System entstand eine lange wissenschaftliche Discussion, welche Auf diesen bis zum heutigen Tage zu keinem endgiltigen Resultate gediehen ist Schneiders, Claparkl's, Gegenstand beziehen sich die Werke ja selbst derer, welche sich mit der embryonalen Entwickelungsgeschichte oder dem Knospungsprocesse be- fassten, wie Nitsche's, Salenshy's, Hatscheck's, Vicjelius, Bejnachoff's, Barrois, Joliet's, Mecnikov's, Reinhardt's u a Im Jahre 1879 sammelte Allman die Errungenschaften Abhandim Journale der Linne sehen Gesellschaft dieses Studiums von der Zeit der Herausgabe seiner Monographie in eine lung in zusammen und veröffentlichte selbe London Eine besondere Erwähnung verdienen die neuesten Arbeiten Reinhardt's (in Gharkov), welche wir bis jetzt bei uns nur hie und da aus kurzen, vorläufigen Berichten kennen, da oder direkt vom alle Bemühungen, sich selbe auf Verfasser zu verschaffen, nicht zum dem Wege des Buchhandels Ziele führten.*) Was die Systematik der Süsswasserbiyozoen anbelangt, durchbrach Jidlien's Monographie (1885) den neuen Ansichten die Bahn, durch welche er das alte System Dumortieres ergänzend, die Gattungen Alcyonella und Fredericella mit der Gattung Plumatella in Eins zusammenfasste, wodurch er aus allen Arten Allman's bloss zwei Arten bildete Dadurch wurde jedoch Leidy's Plumatella vesicularis *) Erst kurz vor dem Erscheinen dieser Arbeit kam mir Reinliardt's eHBia n pasBHTiK nptcHOBOAHWX'B MniaHOKi" in die Hand Werk (Skizze „OuepKii cipo- des Baues und der Entwickeluug der Süsswasserbryozoen.) Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft in Charkov 1882 auf ganz kurze Zeit zu Gesicht Download from The Biodiversity Heritage Library http://www.biodiversitylibrary.org/; www.biologiezentrum.at eine neue Gattung Hyalinella rechtigt sind, werden wir im systematischen Abschnitt sehen in mau ihm Inwiefern gestellt die Ansichten JulUen's be- Hier will ich nur kann, und dass ich Betreffs und Arten, welche im allgemeinen Theile angeführt erscheinen, so viel als nothwendig, schou jene Benennungen anwende, welche ich theils durch JulUen's, theils durch meine Ansichten für berechtigt hielt und welche weiter unten im systematischen Theile begründet sind erwcähnen, dass der Terminologie in vieler Hinsicht beipflichten der Gattungen Im Sinne der Anschauungen JuUiens arbeitete auch schou Schmidt^ welcher vor kurzer Zeit die Süsswasserbryozoen von Livonien beschrieb, welche für uns das Interesse bieten, dass die amerikanische, schon friiher erwähnte Gattung Hyalinella und auch bei uns vorkommt in Livonien Neuerdings besprach auf der 59 Verdie Jullion'seheu Ansichten Dr Krae- sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte pelin, der die Selbständigkeit der und will sie als eine men Bryozoen Gattung Fredericella immer noch aufrecht erhalten Uebergangsform Dagegen anführt will zwischen den phylactolaemeu und ctenosto- Dr Kraepelin die Selbständigkeit der Gattung Hyalinella, welche mir besser als bei Fredericella bewiesen scheint, niclit anerkennen Zu den Errungenschaften dieser Werke werden wir noch soweit als nöthig im beschreibenden Theile zurückkommen Hier folgt zur Ergänzung dieses geschichtlichen Theiles, welchen ich mit Rücksicht auf die erschöpfende Schilderung Allmans nur in Kürze bot, eine Uebersicht der wichtigsten Literatur, welche von den Süsswasserbryozoen handelt 1744 A Tremhley M^moires pour seiTir a douce l'histoire d'un genre des polypes d'eau Leide Baeck Berättelse om Watter Polypen in anledning of dem som äro fundne omkring-Stockholm Acta d königl Akad d Wissensch in Stockholm 1746 1753 Baker Employment for the microscope London 1746 1754 1744 Schaffer J Ch Die Armpolypen in den süssen Wässern — 1755 1758 um Regensburg Rösel Insekten-Belustigungen Nürenberg Linne Systema Naturae 1766 Pallas P S Elenchus zoophytorum 1766 —67 Pallas P S Tubularia fungosa Petropolitanae Tom XH (Novi commentarii acad scient imp p 5