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Hàm ngôn hội thoại trong truyện cười tiếng Đức (Konversationelle Implikaturen in deutschen Witzen)

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Tổng kết lại lí thuyết về hàm ngôn hội thoại đặc biệt là lí thuyết hàm ngôn hội thoại của Paul Grice. Tổng kết lí thuyết về truyện cười cũng như lí thuyết tạo tiếng cười theo lí thuyết của Raskin. Theo đó, tiếng cừoi được tạo ra theo phương thức đối lập (script opposition) Nghiên cứu tổng thể hàm ngôn hội thoại trong truyện cười tiếng Đức, cụ thể trong truyện cười về dân tộc East Frisia (một dân tộc phía bắc nước Đức), đồng thời về lịch sử truyện cười của vùng này. Hàm ngôn hội thoại có tồn tại trong truyện cười, hầu hết tất cả các truyện cười với hàm ngôn đều có thể lí giải bằng lí thuyết của Raskin và Grice. Hầu hết các hàm ngôn hội thoại được tạo ra khi tác giả cố ý vi phạm quy tắc hội thoại. Cũng có những trường hợp tuân thủ quy tắc hội thoại cũng tạo ra hàm ngôn và tạo ra tiếng cười. Ngừoi mang hàm ngôn ẩn ý trong truyện cười không phải là nhân vật mà là tác giả. Hàm ngôn được hướng đến ngừoi nghe, để thấy, ngừoi dân tộc East Frisia không được thông minh. Để hiểu được truyện cừoi và giải mã được hàm ngôn, ngừoi đọc cần có khả năng tốt về ngôn ngữ và hiểu biết về văn hóa đất nước.

Trang 1

NATIONALUNIVERSITÄT HANOI HOCHSCHULE FÜR FREMDSPRACHEN ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM

******************************

TRẦN THỊ VÂN QUỲNH

KONVERSATIONELLE IMPLIKATUR

IN DEUTSCHEN WITZEN HÀM NGÔN HỘI THOẠI TRONG TRUYỆN CƯỜI TIẾNG ĐỨC

MASTERARBEIT

Fachrichtung: Germanistik Fachrichtungscode: 60220205

HANOI – 2016

Trang 2

NATIONALUNIVERSITÄT HANOI HOCHSCHULE FÜR FREMDSPRACHEN ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM

******************************

TRẦN THỊ VÂN QUỲNH

KONVERSATIONELLE IMPLIKATUR

IN DEUTSCHEN WITZEN HÀM NGÔN HỘI THOẠI TRONG TRUYỆN CƯỜI TIẾNG ĐỨC

MASTERARBEIT

Fachrichtung: Germanistik Fachrichtungscode: 60220205 Betreuerin: Frau Dörter Lütvogt

Trang 3

Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit eigenständigangefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzthabe Desweiteren erkläre ich, dass ich alle wörtlichen und indirekten Zitate sowieGrafiken aus den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln korrekt gekennzeichnethabe Mir ist bekannt, dass ein Verstoß gegen diese Regelung als Plagiat betrachtetwird

Hanoi, den 31.10.2016

Trần Thị Vân Quỳnh

Trang 4

Ebenfalls möchte ich mich bei meiner alten Firma, meiner Chefin und allenKollegen bedanken, die mir mit Hilfsbereitschaft zur Seite standen.

Zu guter Letzt gilt der besondere Dank meiner Familie vor allem meinemMann und meiner Tochter, die mir mein Studium durch ihre Unterstützungermöglicht haben und stets ein offenes Ohr für meine Sorgen hatten

Ihnen ist dieser Arbeit gewidmet

Trang 5

In der Tat geht es nicht immer aus der wörtlichen Bedeutung einer sprachlichenÄußerung hervor, was der Sprecher eigentlich meint Stattdessen ist im Gesagtenhäufig nicht enthalten, was eigentlich gemeint ist Es besteht ein grundsätzlicherUnterschied zwischen dem, was Wörter und andere Ausdrucksformen bedeuten

(lexikalische Bedeutung) und dem, was der Sprecher bei seiner Verwendung von Wörtern und Intonation mitmeint (aktuelle Bedeutung) (vgl Polenz 2008: 299)

In der vorliegenden Arbeit wird versucht, auf das sprachliche Phänomen,konversationelle Implikaturen im Hinblick auf die literarische Gattung „Witz“ zuuntersuchen Durch die Analyse eines Korpus von zeitgenössischen Witzen sollüberprüft werden, ob konversationelle Implikaturen in dieser literarischen Gattungexistieren und wenn ja, ob die jeweilige konversationelle Implikatur durchBefolgung oder Verletzung der von Herbert Paul Grice formuliertenKonversationsmaximen ausgelöst wird und welche rhetorischen Mittel dabeiverwendet werden

Die Untersuchung wird auf der Grundlage der Grice‘schen Theorie über diekonversationelle Implikatur (das Kooperationsprinzip und dieKonversationsmaximen) und der Semantischen Skript-Theorie des Humors - SSTH(Raskin 1985) durchgeführt

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INHALTSVERZEICHNIS

Trang 7

Zufällig bin ich auf einen Post eines Freundes auf Facebook gestoßen, in dem es

hieß: (1) „Hat jemand von euch die Telefonnummer von diesem schönen, niedlichen Mädchen? Ich glaube, ich bin in sie verliebt.“ Jemand, der diesen Facebooker nicht

persönlich kennt, würde hier aus den wörtlichen Bedeutungen schließen, dass derVerfasser sich einseitig in das Mädchen verliebt hat und gerade nach ihrem Kontaktsucht Seine Bekannten und vor allem seine engen Freunde, die wissen, dass diebeiden bereits ein Paar sind, dürften den Post allerdings anders interpretieren, undzwar in dem Sinne, dass der Verfasser seiner Freundin ein öffentliches Komplimentmachen möchte

Diejenigen, die den Kontext kennen, wissen hier, dass die lexikalischenBedeutungen und sprachlichen Formen der Sätze nichts mit dem eigentlichGemeinten zu tun haben Statt seine Freundin direkt zu loben, stellt der Verfasservor vielen Freunden eine Frage, eine unechte Frage Streng genommen, hat er indem Fall eine Lüge ausgedrückt, da er in der Tat doch ihren Kontakt hat Es stelltsich nun die Frage, warum wählt er einen indirekten Weg, statt seine Gefühle direktzum Ausdruck zu bringen? Und wie können die Hörer/Leser die eigentlich gemeinteBedeutung erschließen?

Problemstellung und Untersuchungsgegenstand

„ man kann Sprache nur verstehen, wenn man mehr als Sprache versteht “

(Hörmann 1976: 210)

In der Tat geht es nicht immer aus der wörtlichen Bedeutung einer sprachlichenÄußerung hervor, was der Sprecher eigentlich meint Stattdessen ist im Gesagtenhäufig nicht enthalten, was eigentlich gemeint ist Es besteht ein grundsätzlicherUnterschied zwischen dem, was Wörter und andere Ausdrucksformen bedeuten

(lexikalische Bedeutung) und dem, was der Sprecher bei seiner Verwendung von Wörtern und Intonation mitmeint (aktuelle Bedeutung) (vgl von Polenz 2008: 299)

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Es ist offensichtlich, dass wir im Alltag aus bestimmten Gründen (Höflichkeit,Ironie, Vermeidung zu intimer Themen ) nicht immer alles aussprechen können.Der tatsächliche Äußerungsinhalt besteht wesentlich aus dem, was der Sprecher/Verfasser aufgrund seiner Absichten, Einstellungen, der eigenenKommunikationssituation ausdrücken will (vgl von Polenz 2008: 299) DieKommunikation kommt nur zustande, wenn eine Verständigung zwischen demSprecher und dem Gegenüber erreicht wird Daraus ergibt sich die Frage, wie derHörer das Nicht-Gesagte, also das vom Sprecher Gemeinte, erschließen kann Esscheint schwierig zu sein, trotzdem funktioniert die Kommunikation im Alltagzumeist

Offenbar existieren stillschweigende Kommunikationsregeln, die es denGesprächspartnern ermöglichen, dieses Informationsungenügen zu vermeiden unddas Gemeinte aus dem Gesagten herauszuziehen Im Stillen wirkt zwischen ihnenein Mechanismus, für den der englische Sprachwissenschaftler Herbert Paul Grice

in seinen William-James-Lectures on Logic and Conversation im Jahr 1967

(veröffentlicht im Jahr 1975) den Begriff „konversationelle Implikatur“ geprägt hat(vgl Grice 1975/1979: 42)

Es lässt sich sagen, dass eine konversationelle Implikatur eine sprachlicheSchlussfolgerung ist, die nicht nur in Alltagssituationen, sondern auch in nahezuallen literarischen Textsorten zu finden ist Im Rahmen meiner Arbeit wird dassprachliche Phänomen „konversationelle Implikatur“ im Hinblick auf dieliterarische Gattung „Witz“ als Untersuchungsgegenstand ausgewählt DerEntscheidung liegt der folgende Grund zugrunde: Der Witz ist eine häufig geleseneTextsorte, die vermutlich in allen Kulturen vorkommt, und dient als ein gutes Mittelfür das Entkommen aus dem Alltagstrott Witze haben nicht nur einenUnterhaltungswert, sondern dienen oft der Kritik an Menschen, der Gesellschaftund anderen Institutionen Das Lachen dient als ein gutes Mittel zur Erotisierungoder Abwertung von schlechten Charakteren in der Gesellschaft Betrachten wir

einen berühmten traditionellen Witz aus Vietnam: Lợn cưới áo mới, auf Deutsch

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Hochzeitsschwein – neues Hemd Im Folgenden zitiere ich den Witz in zwei

Sprachen und mit meiner eigenen Übersetzung:

(2) Lợn cưới áo mới

Có anh tính hay khoe của Một hôm, may được cái áo mới, liền đem ra mặc, rồi đứng hóng ở cửa đợi có ai đi qua người ta khen Đứng mãi từ sang đến chiều, chả thấy ai hỏi cả, anh ta tức lắm.

Đang tức tối, chợt thấy một anh cũng hay khoe, tất tưởi chạy đến hỏi to:

- Bác có thấy con lợn cưới của tôi chạy qua đây không?

Anh kia liền giơ ngay vạt áo ra, bảo:

- Từ lúc tôi mặc cái áo mới này, tôi chẳng thấy con lợn nào chạy qua đây cả.

(Trương Chính/Phong Châu 2004, 189)

Hochzeitsschwein und neues Hemd

Ein Mann ist sehr prahlerisch Eines Tages kauft er sich ein neues Hemd Er entscheidet sich, es zu tragen und damit vor dem Haupttor seines Hauses zu stehen Er hofft darauf, viele Komplimente zu bekommen Doch vom Morgen bis zum Nachmittag lobt niemand sein Hemd Darüber ärgert er sich.

Nach einiger Zeit kommt ein anderer Mann, der auch für seine Prahlerei bekannt ist, vorbei Dieser fragt ihn:

- Haben Sie mein Hochzeitsschwein gesehen?

Der andere Mann hält seinen Hemdkragen und sagt zu ihm:

- Seitdem ich mein neues Hemd angezogen habe, habe ich kein Schwein gesehen.

Wenn ein vermisstes Schwein gesucht wird, braucht man in der Regel lediglich dasAussehen zu beschreiben, damit andere Leute es erkennen können Doch der Mann

in diesem Witz nutzt die Gelegenheit, um mit seiner Hochzeit zu prahlen DerSprecher ist sich dessen bewusst, dass der Hinweis auf die Hochzeit überflüssig ist,spricht ihn dennoch absichtlich aus, um auf diese Weise triumphierend auf seineHochzeit aufmerksam zu machen Der zweite Mann ist auch sehr prahlerisch Seine

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Antwort beinhaltet ebenfalls eine unnötige Informationen: mặc cái áo mới này (mein neues Hemd) Er bräuchte lediglich zu sagen, dass er, seit er dort steht, kein

Schwein gesehen hat Die Aussage über sein neues Hemd steht in keinemZusammenhang mit der Suche des anderen Mannes nach dem verlorenen Schwein.Mit der deutlichen Verletzung der Maxime der Quantität (auf die ich später im Teil Ieingehen werde) wird eine konversationelle Implikatur ausgelöst Der traditionelleAutor möchte den prahlerischen Charakter der beiden Männer betonen undkritisieren

Ausgehend von diesen Erkenntnissen ergibt sich für mich die These, dass auch indeutschen Witzen konversationelle Implikaturen vorkommen und verwendetwerden Vor diesem Hintergrund wähle ich konversationelle Implikaturen in dendeutschsprachigen Witzen als Untersuchungsgegenstand meiner Arbeit Das Thema

meiner Arbeit lautet entsprechend Konversationelle Implikatur in deutschen Witzen

Zielsetzung der Arbeit

Dem Thema entsprechend wird in der vorliegenden Arbeit versucht, diekonversationelle Implikatur in deutschsprachigen Witzen zu untersuchen Durch dieAnalyse eines Korpus von zeitgenössischen Witzen soll überprüft werden, obkonversationelle Implikaturen in dieser literarischen Gattung existieren und wenn

ja, ob die jeweilige konversationelle Implikatur durch Befolgung oder Verletzungder von Herbert Paul Grice formulierten Konversationsmaximen ausgelöst wird undwelche rhetorischen Mittel dabei verwendet werden Als Grundlage für dieempirische Untersuchungen sollen zunächst die Grice‘sche Theorie zurkonversationellen Implikatur und die wichtigsten Theorien über die Textsorte

„Witz“ dargestellt werden

Forschungsstand

Theorie von Grice

Der Begriff der konversationellen Implikatur wurde zum ersten Mal im Jahr 1967von dem Sprachphilosophen Herbert Paul Grice in seinen 1975 veröffentlichten

William-James-Lectures onLogics and Conversation eingeführt Diese Idee basiert

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teilweise auf seiner Arbeit Meaning, in der Grice den Unterschied zwischen einer

zufälligen Übermittlung von Informationen und der wirklichen Kommunikation

darstellen möchte Er führt dabei die Begriffe natürliche Bedeutung und natürliche Bedeutung ein Er hat herausgefunden, dass sich das Gemeinte von dem

nicht-Gesagten unterscheiden kann und dass der Sprecher mit seiner Äußerung Absichtenverfolgt, die vom Empfänger erkannt werden sollten Aufgrund dieser Erkenntnisseentwickelte Grice die Implikaturtheorie mit dem Kooperationsprinzip und den vier

Konversationsmaximen: Maxime der Qualität, Maxime der Quantität, Maxime der Relation und Maxime der Modalität Das Kooperationsprinzip von Grice gilt für

diejenige Kommunikationsart, deren oberste Prinzip das Bemühen beiderGesprächspartner um eine Kommunikationskooperation ist Wenn jemand eine derMaximen mit Absicht nicht befolgt, wird nach Grice eine konversationelleImplikatur (conversational implicature) hervorgerufen (vgl von Polenz 2008:312).Anders gesagt, der Hörer soll aus der absichtlichen Verletzung einer Maximeeine Schlussfolgerung ziehen Wer in bestimmten Situationen eine Maxime nichtbefolgt, muss einen Grund dazu haben, d h., er meint eigentlich noch etwasanderes, als das, was er sagt

Durch das Kooperationsprinzip und die vier Konversationsmaximen findet Griceeinen Weg, um zu zeigen, wie konversationelle Implikaturen zustande kommen.Aus diesem Grund spielen das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximeneine bedeutende Rolle bei der Untersuchung konversationeller Implikaturen

Über lange Zeit sind Grices Arbeiten stark und fast kritiklos rezipiert worden Erst

ab den 1980er-Jahren wurden kritische Prüfungen der Implikaturtheorie undVorschläge zur Modifikation und Reduktion des Kooperationsprinzips und derKonversationsmaximen hervorgebracht, weil man die Maximen als teilweiseüberflüssig und unsystematisch betrachtete

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Theorie von Horn

Zunächst reduziert Laurence R Horn 1984 die Konversationsmaximen von Griceauf zwei Prinzipien, und zwar das hörerorientierte Q- und das sprecherorientierte R-Prinzip

Q(uantitäts)-Prinzip: „Mach deinen Beitrag hinreichend für das Verständnis desHörers; sage so viel du sagen kannst (ohne die Qualitätsmaxime und das R-Prinzip

zu verletzen).“ (Doelling WS2012/2013)

R(elations)-Prinzip: „Mach deinen Beitrag notwendig für das Verständnis des

Hörers; sage nicht mehr als du musst (ohne das Q-Prinzip zu verletzen).“(Dölling

2012/2013)

Im Zusammenhang mit den Grice‘schen Maximen entspricht das Q-Prinzip derersten Submaxime der Quantität (Mache deinen Beitrag so informativ wie möglich)und deckt in einem weiteren Sinne auch die ersten beiden Submaximen derModalität ab (Vermeide Unklarheit, vermeide Mehrdeutigkeit) Das R-Prinzipumfasst die zweite Submaxime der Quantität (Mach deinen Beitrag nichtinformativer als nötig), die Maxime der Relation (Sei relevant) und die letztenbeiden Submaximen der Modalität (Fasse dich kurz und sei methodisch)

Das Q-Prinzip sorgt für die Minimierung des Höreraufwands Denn umso mehrInformationen der Hörer bekommt, die für sein Verständnis nötig sind, destoweniger Aufwand muss er betreiben Im Gegensatz dazu dient das R-Prinzip derMinimierung des Sprecheraufwands Der Sprecher versucht nur die nötigstenInformationen zu liefern, damit der Hörer mit seiner Kenntnissen und seinemWissen um den Kontext die Inferenzen ableiten kann

Theorie von Levinson

Stephen C Levinson schlug in seinem Buch Presumptive Meaning: The Theory of generalized conversational implicature im Jahr 2000 eine kleine Umgruppierung

mit drei Prinzipien vor: das (Q)uantitäts-Prinzip, das (I)nformiertheits-Prinzip unddas (M)anner-Prinzip Diese Prinzipien bezeichnet Levinson als Heuristik unddefiniert sie folgendermaßen:

i „Quantitäts-Heuristik: Was nicht gesagt wird, ist nicht der Fall

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ii Informiertheits-Heuristik: Was auf einfache Weise ausgedrückt wird,beschreibt den prototypischen Zustand

i Modalitäts-Heuristik: Was in einer unnormalen Weise gesagt wird,beschreibt den untypischen Zustand“ (Mühlenbernd 2009: 21)

Die Quantitäts-Heuristik entspricht der ersten Grice‘schen Maxime der Quantität:Mach deinen Beitrag so informativ wie möglich, weil dies besagt, dass man allenötigen Informationen liefern sollte, nichts auslassen darf

Die Informiertheits-Heuristik spiegelt die zweite Submaxime der Quantität vonGrice wider: Mach deinen Beitrag nicht informativer als nötig Die I-Heuristikveranlasst den Sprecher, den minimalen Informationsgehalt zu liefern, derhinreichend ist, damit die Kommunikation gelingt

Die Modalitäts-Heuristik kann auf die erste (Vermeide Unklarheit) und vierteSubmaxime der Modalität (Der Reihe nach) zurückgeführt werden Wenn ich michnicht methodisch und unklar ausdrücke, dann muss ich etwas anderes meinen, weilich mich sonst klar und in normaler Weise hätte ausdrücken können

In der vorliegenden Arbeit wähle ich Grice‘s Theorie als theoretische Grundlage, daalle anderen Theorien mit Erweiterungen oder Reduzierungen letztlich auf Grice‘sTheorie beruhen

Forschungsstand zum Witz

Da der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit nicht nur die konversationelleImplikatur, sondern auch die literarische Gattung Witz ist, wird im Folgendenversucht, einen kurzen Überblick über die Witzforschung in der westlichen Kultur

zu geben Die Witzforschung hat im Westen eine lange Geschichte, die auf diegriechische und römische Antike zurückgeht (8 Jahrhundert v Chr – 476 n Chr.)(vgl Cui 2008: 26) Platon gilt allgemein als der erste Theoretiker des Humors (vgl.Attardo 1994: 18, zit nach Cui 2008: 27) „Er sieht Humor als die Mischung vonVergnügungen und Schmerz an“ (Cui 2008: 27) Aristoteles’ These ist identisch mitder Ansicht von Platon, wobei die beiden Humor als etwas Unschönes undNegatives betrachten (vgl Cui 2008: 27) Seit Anfang des 20 Jahrhunderts

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interessieren sich immer mehr Wissenschaftler für das Thema Witz und Humor Dierelevanten Forschungen kommen in erster Linie aus der Literaturwissenschaft, derSoziologie, der Volkskunde und der Linguistik (vgl Cui 2008: 31)

Im Bereich der Literaturwissenschaft ist Andre Jolles (1874-1946) ein wichtigerVertreter der Humorforschung Er betrachtet Witz als „einfache Form“, alsliterarische Gattung im weitesten Sinn (vgl Cui 2008: 31)

Im Bereich der Soziologie und Volkskunde gilt Lutz Röhrlich als der wichtigsteVertreter Er erläutert ausführlich die Figuren, Formen und Funktionen des Witzes

in seinem berühmten Werk Der Witz: Figuren, Formen und Funktionen im Jahre

1977

In den linguistischen Forschungen wird der Witz auf der Textebene analysiert.Preisendanz betrachtet den Witz als „ein Sprachgebilde, einen Text, der nicht durchden Gegenstand seiner Aussage, sondern durch die Art und Weise des Aussagens

definiert ist“ (Preisendanz 1970: 17, zit nach Cui 2008: 33).Im Jahr 1985 führt

Raskin den Gedanken der semantischen Skripte für die Witzanalyse ein Er stelltefest, dass „jede Witztext mit zwei Skripten kompatibel ist, die sich sowohlüberlappen, als auch in Oppositionen zueinander stehen“ (Raskin 1985: 99, zit nachCui 2008: 33) Sechs Jahre später entwickelten Raskin und sein Student Attardo dieSemantische Skript-Theorie des Humors zur Generellen Theorie des VerbalenHumors (1991) weiter In der erweiterten Fassung werden neben derSkriptoppositionen noch fünf andere Faktoren genannt und analysiert, die für dieWitzanalyse relevant sein sollten In Kapitel 2 wird aufgrund desMaterialienmangels nur die Theorie von Raskin vorgestellt und erläutert

Forschungsstand in Vietnam

In Vietnam zeigen ebenfalls viele Sprachwissenschaftler wie Hoàng Phê, Đỗ HữuChâu, Diệp Quang Ban Interesse an dieser Thematik Hoàng Phê beschäftigt sichmit der Unterscheidung von Präsupposition und Implikatur, Đỗ Hữu Châuinteressiert sich für den Zusammenhang zwischen den expliziten und impliziten

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Bedeutungen, den Unterschieden zwischen den semantischen Implikationen undpragmatischen Implikaturen.

Für die Untersuchung der theoretischen Grundlagen gibt es also schon einenumfangreichen Bestand an Forschungsliteratur Trotzdem existieren bisher nochsehr wenige systematische Arbeiten, in denen die konversationelle Implikaturempirisch untersucht wird

Empirische Untersuchungen

Unter den praxisbezogenen Untersuchungen zum Thema verdient ein

Forschungsartikel von Bùi Khắc Viện aus dem Jahr 1980 – Tiếng cười trong phong cách ngôn ngữ của Bác trong các tác phẩm tiếng Việt (Das Lächeln in vietnamesischsprachigen Werken Ho Chi Minhs) – Beachtung In diesem Artikel

identifiziert der Autor zwei Möglichkeiten zum Erreichen des Lächelns: sprachliche Mittel und sprachliche Mittel Zu den nicht-sprachlichen Mittelngehören u a Textkohärenz und die gezielte Handlungsauswahl RhetorischeStilmittel sind seiner Meinung nach den sprachlichen Mitteln zuzuordnen

nicht-Einen Beitrag zum Thema leisten außerdem Helga Kotthoff mit der Arbeit Spaß verstehen: zur Pragmatik von konversationellem Humor aus dem Jahr 1998 sowie Peiling Cui mit der Doktorarbeit Deutscher und Chinesischer Humor – eine kontrastive Studie zu den deutschen und chinesischen ethnischen und Familienwitzen aus dem Jahr 2008 Weitere empirische Anwendungen des

Implikaturenkonzepts finden sich bezüglich diverser sprachlicher Phänome: Bei

Grewendorf (1995) geht es um das Tempus (Präsens und Perfekt im Deutschen), bei Posner (1989) um Verknüpfungen von Sätzen (A Natural History of Negation), usw.

Aufgrund der ausführlichen Recherche gehe ich davon aus, dass in der aktuellenSprachforschung theoretische Arbeiten dominieren Infolgedessen ist es sinnvoll,eine Arbeit zu verfassen, die neben einer Darstellung der theoretischen Grundlageneine empirische Untersuchung konversationeller Implikaturen in Witzen beinhaltet

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Untersuchungsmethode und Korpus

Die Untersuchung wird auf der Grundlage der Grice‘schen Theorie über diekonversationelle Implikatur (das Kooperationsprinzip und dieKonversationsmaximen) und der Semantischen Skript-Theorie des Humors - SSTH(Raskin 1985) durchgeführt

Nach dem Hauptgedanken von Grice sollten der Hörer und der Sprecher zumrationalen Gespräch das Kooperationsprinzip befolgen Dieses entspricht den vierKonversationsmaximen (Qualität, Quantität, Relation und Modalität)

Die Witze werden auch nach der Semantischen Skript-Theorie des Humors - SSTH(Raskin 1985) interpretiert1 Laut dieser Theorie lässt sich ein Witz auf zweiverschiedene Weisen interpretieren, die im Zusammenhang mit der Witzanalyse alszwei Skripte bezeichnet werden Ein Skript entspricht der Erwartung desHörers/Lesers, das andere Skript verweist währenddessen auf das reale Geschehen.Diese beiden Skripte stehen auf der einen Seite in einem engen Zusammenhang, aufder anderen Seite in einer Opposition zueinander

Der Korpus besteht aus ungefähr 100 Witzen, die den Webseiten:

• http://witze-ueber-witze.de/ostfriesenwitze.html

• http://www.spitzenwitze.de/witze/ostfriesen/

entnommen wurden Die Entscheidung, Witze aus dem Internet zu finden, hängt mitder Zeitgebundenheit vieler Witze zusammen Als ein kulturelles und sprachlichesPhänomen beziehen sich Witze meistens auf die aktuellen Themen und Ereignisseder Gesellschaft Daher ist es nötig, neu erschienene Witze zu untersuchen

Das Thema der vorliegenden Arbeit lautet „Konversationelle Implikatur indeutschen Witzen“ Allerdings gibt es eine schier unerschöpfliche Menge an

„deutschen Witzen“, deswegen muss der Korpusumfang begrenzt werden Witzekönnen nach Formen, nach Themen oder nach Strukturen eingeordnet werden Nachlängerer Recherche habe ich mich entschieden, mich bei der Korpuserstellung auf

1 Aufgrund des Mangels an Literatur wird die SSTH aus der Doktorarbeit von Peiling

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sogenannte „ethnische Witze“ zu konzentrieren Laut Duden Fremdwörterbuch

(2007: 418) bedeutet ethnisch:

Einer sprachlich und kulturell einheitlichen Volksgruppe angehörend

Die Kultur- und Lebensgemeinschaft einer Volksgruppe betreffend (ethnischer Konflikt)

Im Allgemeinen lässt sich der Begriff „ethnisch“ auf eine Menschengruppebeziehen, die über kulturelle Gemeinsamkeiten verfügt, eine gemeinsame Herkunfthat und auf dieser Basis ein bestimmtes Identitätsbewusstsein ausbildet (vgl Cui2008: 97) Prägend für eine ethnische Gruppe sind also:

der Glaube an eine gemeinsame Herkunft, an Gemeinsamkeiten von Kultur und Geschichte sowie Elemente eines Identitäts- und Zusammengehörigkeits- bewusstseins (vgl Heckmann 1992: 30, 48-49, zit nach Cui 2008: 97)

In diesem Sinne bezieht sich der Ausdruck „ethnische Gruppe“ nicht nur auf großenationale Einheiten wie Staaten, sondern auch auf die kleineren Teilbevölkerungenwie z B die Bevölkerungsgruppen im Norden und Süden Vietnams oder Ostfriesenund Schwaben in Deutschland Sie lassen sich durch ihren eigenen Dialekt, ihretypischen Gewohnheiten, ihre Herkunft und ihren Umgang mit Menschen,Maschinen usw charakterisieren In der vorliegenden Arbeit möchte ichkonversationelle Implikaturen nicht in allen Gruppen von ethnischen Witzen,sondern lediglich am Beispiel der Ostfriesenwitze untersuchen Ostfriesenwitze sindeiner der bekanntesten deutschen Witztypen, den wir auf fast allen Witz-Webseitenund in fast allen Witzbüchern finden können

Aufbau der Arbeit

Die Arbeit ist folgendermaßen untergliedert: Im Anschluss an die Einleitung werden

in Teil I die theoretischen Grundlagen dargestellt In diesem Teil werden zunächstGrice’s Theorie der konversationellen Implikatur, das Kooperationsprinzip und dieKonversationsmaximen, Implikaturentypen und deren Merkmale behandelt.Anschließend werde ich auf das Wesen des Witzes und dessen Analyse eingehen.Hierbei werden die SSTH-Theorie von Raskin und deren Erweiterung dargestellt.Teil II beinhaltet die empirische Untersuchung, die sich mit der konkreten Analyse

Trang 18

eines Korpus von deutschen ostfriesischen Witzen beschäftigt Auf der Basis derGrice Theorie und Raskin Theorie werden die Witze analysiert und es wird geprüft,

ob die konversationellen Implikaturen vorkommen und ob sie durch die Befolgungoder die Verletzung der Konversationsmaximen zustande kommen m letztenKapitel soll ein zusammenfassender Überblick über die Ergebnisse derUntersuchung gegeben werden

Trang 19

1.1 Einführung

Die konversationelle Implikatur2 gilt als eine der ganz wichtigen Ideen derPragmatik Dass sich immer mehr neuere Arbeiten mit diesem Thema beschäftigen,hat viele Gründe Erstens ist die konversationelle Implikatur ein typisches Beispielfür das Wesen und die Überzeugungskraft pragmatischer Erklärungen vonsprachlichen Phänomenen Offensichtlich hängt das Verstehen einer Äußerung nichtnur von der Sprachstruktur, sondern auch von verschiedenen Prinzipien fürkooperative Interaktion ab Diese Prinzipien spielen eine bedeutende Rollehinsichtlich der Beschaffenheit der Sprache Aus diesem Grund bietet die Theorieder Implikatur überzeugende Erklärungen für sprachliche Phänomene

Zweitens lässt sich mit der konversationellen Implikatur anschaulich erklären,inwiefern man mehr meinen kann, als man tatsächlich sagt, das heißt: mehr, alsdurch den konventionellen Gehalt der geäußerten Ausdrücke übermittelt wird3.Betrachten wir einen Ausdruck, der von einer Person in einem kalten Zimmergeäußert wird:

(3) Es zieht

Aus dem Blickwinkel semantischer Theorien können wir diesen wenigen Wortennur entnehmen, dass es zumindest eine Leseart gibt, die folgendermaßenparaphrasiert werden könnte:

4 Zum Sprechzeitpunkt geht der Wind durch eine offene Stelle

2Bei Grice und Levinson wird die konversationelle Implikatur häufig verkürzt alsImplikatur bezeichnet, obwohl es Unterschiede zwischen dieser und anderen Arten gibt Indieser Arbeit verwende ich aus diesem Grund den Begriff „konversationelle Implikatur“

3 Grice gebraucht die Wendung „das Gesagte“

Trang 20

Dennoch ist dem Hörer klar, dass mit solchen Worten normalerweise viel mehrmitgeteilt wird, wie z B.:

5 Ich befinde mich gerade in einem Zimmer, in dem eine Tür nicht vollständig zu ist Dadurch geht der Wind Und mir ist deswegen kalt Es wäre daher nett von dir, die Tür zuzumachen, damit es im Zimmer wärmer wird

Also, die Kluft zwischen dem, was in (4) gesagt wird, und dem, was in (5)mitgeteilt wird, ist so tiefgehend, dass die Semantiktheorie nicht erklären kann, wiedies funktioniert Die Theorie der konversationellen Implikaturen verspricht, dieseKluft zu überbrücken, indem sie Erklärungen bietet, wie das eigentlich Gemeintevom Hörer doch erschlossen werden kann

1.2 Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen

Anders als viele andere Bereiche der Pragmatik haben konversationelleImplikaturen keine lange Geschichte Die Theorie geht auf den Sprachphilosophen

Herbert Paul Grice zurück, der sie zum ersten Mal 1967 in seinen Lectures on Logic and Conversation (veröffentlich als Grice 1975) vorgetragen

„Unsere Gespräche bestehen normalerweise nicht aus einer Abfolgeunzusammenhängender Bemerkungen, und wären so auch nicht rational Sie sindkennzeichnenderweise, wenigstens bis zu einem gewissen Maß, kooperativeBemühungen; und jeder Teilnehmer erkennt bis zu einem gewissen Grad in ihneneinen gemeinsamen Zweck (bzw mehrere davon) oder zumindest einewechselseitig akzeptierte Richtung an [ ] Wir könnten demnach ganz grob einallgemeines Prinzip formulieren, dessen Beachtung (ceteris paribus) von allenTeilnehmern erwartet wird, und zwar: Mache deinen Gesprächsbeitrag jeweils so,

Trang 21

wie es von dem akzeptierten Zweck oder der akzeptierten Richtung des Gesprächs,

an dem du teilnimmst, gerade verlangt wird.“

Dieses Prinzip wird nach Grice (1979) das Kooperationsprinzip genannt Grice(1979) sieht ein gemeinsames Ziel, das sich beide Gesprächspartnern in jederkommunikativen Situationen setzen Die Gespräche weisen gewisse Merkmale auf,die eine kooperative Interaktion kennzeichnen (vgl Grice 1975/1979: 252)

a Die Beteiligten haben irgendein gemeinsames unmittelbares Ziel

b Die Beiträge sollen zueinander passen, sollen wechselseitig voneinanderabhängen

c Es besteht so eine Art Einvernehmen darüber, dass die Interaktion inangemessenem Stil fortgesetzt wird, bis beide Seiten damit einverstandensind, dass sie beendet werden soll

In Anlehnung an Kant versucht Grice (1979) dieses allgemeine Prinzips weiter zu

kategorisieren Er fächert es in vier „Maximen“ auf und zwar die Maxime der Quantität, der Qualität, der Relation und der Modalität Im Alltagverständnis ist

eine Maxime eine Anweisung zu gutem oder richtigem Handeln Bei Grice ist diesnicht der Fall Es geht hier nicht um moralische Normen, sondern um Regeln desrationalen (vernünftigen) Verhaltens

Zu diesen Annahmen gehören nach Grice die vier Konversationsmaximen Worum

es bei jeder dieser Maximen geht und in welche Untermaximen Grice sie unterteilt,wird im Folgenden dargestellt

Die erste ist die Maxime der Quantität Die Kategorie der Quantität steht inBeziehung zur Quantität der gegebenen Information und unter sie fallen diefolgenden Maximen

1 Mache deinen Beitrag so informativ wie (für die gegebenen

Gesprächszwecke) nötig

2 Mache deinen Beitrag nicht informativer als nötig.“(Grice 1975/1979: 249)Diese Maxime bezieht sich auf die Menge der gegebenen Informationen Für dieEinschätzung der nötigen Informationen müssen die Zwecke des Gesprächseinbezogen werden Somit sollte der Sprecher keine Informationen übertragen, diefür ihn zwar interessant, aber nicht für den Gesprächszweck geeignet sind Diese

Trang 22

zweite Maxime der Quantität kann auch als Teil der Relationsmaxime betrachtetwerden Wenn man mehr als nötig sagt, kann dies als irrelevant bezeichnet werden Die zweite Maxime ist die der Qualität Die Obermaxime „Versuche deinen Beitrag

so zu machen, dass er wahr ist“ (Grice 1975/1979: 249) wird dabei durch zwei

Untermaximen präzisiert:

a „Sage nichts, was du für falsch hältst

b Sage nichts, wofür dir angemessene Gründe fehlen.“(Grice 1975/1979: 249)Diese Maxime bezieht sich auf die Überzeugung des Sprechers vomWahrheitsgehalt seiner Informationen

Zur Kategorie der Relation gehört nur eine einzige Maxime, und zwar: „Sei relevant.“ (Grice 1975/1979: 249)

Die Maximen der Quantität, Qualität und Relation beziehen sich darauf, was gesagtwurde Horn (1988) spricht daher von inhaltsbezogenen Maximen (vgl Horn 1988:123)

Laut Grice bezieht sich die letzte Kategorie nicht auf das, was gesagt wird, sonderndarauf, wie das Gesagte zu sagen ist Die Obermaxime „Sei klar“ wird dabei durchvier Untermaximen präzisiert (Grice 1975/1979: 250)

1 „Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks

2 Vermeide Mehrdeutigkeit

3 Sei kurz (vermeide unnötige Weitschweifigkeit)

4 Der Reihe nach!“

Grice (1979) meint, dass man auch andere Maximen finden kann, die aber nicht alskonversationell angesehen werden können Sie können ästhetischer, moralischerund gesellschaftlicher Natur sein (vgl Grice 1975/1979: 250) Grice ist auch derMeinung, dass eine Maxime eine andere Maxime einschließen kann Er gibtbeispielsweise zu, dass man sich über die zweite Submaxime der Quantität streitenkann Diese zweite Maxime der Quantität kann auch als Teil der Relationsmaximeverstanden werden Wenn man etwas Überflüssiges äußert, kann es als irrelevantbezeichnet werden

Ich führe ganz kurz für jede Konversationskategorie jeweils Beispiele auf:

Quantität: Wenn du mir dabei hilfst, eine Maschine zu reparieren, dann erwarte ich,

dass du weder mehr noch weniger reparierst, als erforderlich ist Wenn ich

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beispielsweise an einem bestimmten Punkt vier Schrauben brauche, dann erwarteich von dir, dass du mir vier gibst, also nicht mehr oder weniger als vier

Qualität: Wenn ich einen Kuchen backe und Zucker brauche, erwarte ich von dir,

dass du mir Zucker und kein Salz gibst

Relation: Wenn ich dich zu einem Rendezvous einlade, erwarte ich von dir eine

Ja/Nein-Antwort, nicht einen Themenwechsel wie Wetter

Modalität: Bei einer Äußerung erwarte ich vom Partner, dass er sich klar ausdrückt.

Wenn du mir als einer Ausländerin zeigst, wie ich den Kuchen backen soll, erwarteich, dass du mit einfachen Worten und langsam sprichst

Kurz gesagt, legen diese Maximen fest, was die Gesprächsteilnehmer tun müssen,

um ein Gespräch möglich effizient, rational und kooperativ zu führen – sie solltensich aufrichtig, klar und relevant ausdrücken und dabei auch hinreichendeInformationen liefern

Es ist allerdings nicht der Fall, dass alle konversationelle Implikaturen mit derGrice“s Theorie erklären lassen Viele Implikaturen können nicht mit Grice Theorieinterpretiert werden Wie das Beispiel im Folgenden:

„ Kinder sind Kinder.“

impliziert, dass der Sprecher ausdrücken möchte, dass Kinder immer sehr kindischist und wenn sie etwas kaputt macht oder etwas Spielerisches macht, ist das sehrnormal Nach Grice`schem Verständnis besagt die Aussage, dass etwasoffensichtliches ausgesagt wird, es wird also keine relevante Information gegeben,der Sprechakt müßte also misslingen Die Grice`sche Konversationstheorie decktalso den Fall nicht ab, wie „tautology implicatures“ zu interpretieren sind

1.3 Das Schema zur Erschießung konversationeller Implikaturen

Aufgrund der vorangehend dargestellten Erkenntnisse über konversationelleMaximen wird im Folgenden erläutert, wie konversationelle Implikaturenerschlossen werden Betrachten wir ein Beispiel, das von Grice selbst stammt.Stellen Sie sich eine Situation vor, in der Marie und Lena über Peter sprechen (vgl.Grice 1975/1976: 245-246)

(8) Marie: Wie geht es Peter in seinem neuen Job?

Lena: Ach, bisher gut; im Gefängnis ist er noch nicht gelandet

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Die wörtliche Bedeutung liefert die Information, dass es Peter seit der Annahme gut geht und er bis jetzt noch nicht im Gefängnis ist Aber sowohl derHörer als auch der Sprecher wissen genau, dass dies nicht alles ist, was der Sprechermeint Je nach Situationen kann darüber hinaus noch etwas anderes mitgeteiltwerden, wie beispielsweise, dass Peter etwas unter dem Tisch macht In diesem Fallwerden Schlussfolgerungen gezogen Diese zusätzliche Bedeutung ist nicht in derwörtlichen Bedeutung des von Lena Gesagten enthalten, sondern muss aus demKontext erschlossen werden Diese zusätzliche Bedeutung bezeichnet Grice alskonversationelle Implikatur Damit die Hörerin Marie zu dieser verstecktenBedeutung gelangen kann, ist laut Grice (1979: 255) ein Schlussprozess nötig:

Job-Schritt 1: Lena hat anscheinend die Maxime der Relation verletzt (die Antwort hat

nichts mit der Frage zu tun) und auch die Maxime der Quantität (überflüssigeInformation gegeben) Marie hat keinen Grund zu der Annahme, dass Lena dasKooperationsprinzip bzw die Konversationsmaximen verletzen wollte

Schritt 2: Marie weiß, dass Peter bei seinem letzten Job gekündigt worden ist und

Lena dies auch weiß Marie kann die Äußerung von Lena als relevant ansehen undnimmt folglich an, dass Lena das Kooperationsprinzip einhalten möchte Dies führtMarie dann zu dem Gedanken, dass Lena vielleicht mitmeint, dass Peter etwas unterdem Tisch macht

Schritt 3: Aufgrund ihres Vorwissens weiß Lena, dass Marie durch die Überlegung

von Schritt 2 zu dieser Bedeutung gelangen kann Also kann Marie annehmen, dassLena durch ihre Aussage implikatieren wollte, dass Peter potentiell etwas Illegalesmacht

Um zur diesen Überlegung zu gelangen, wird Marie auf die folgenden Datenzurückgreifen (vgl Grice 1975/1979: 255)

i Die konventionelle Bedeutung der verwendeten Worte

ii Das Kooperationsprinzip und seine Maximen

iii Den sprachlichen und sonstigen Kontext der Äußerung

iv Anderes Hintergrundwissen

v Die Tatsache, dass alles bisher Aufgeführte relevant ist, oder die

Annahme, dass es so ist

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Ein allgemeines Schema für den Gedankengang, mit dem man hinter einekonversationelle Implikatur kommt, könnte laut Grice folgendermaßen aussehen

i „Er hat gesagt, dass p;

ii es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er die Maximen oder zumindestdas Kooperationsprinzip nicht beachtet;

iii er könnte sie nicht beachten, falls er nicht dächte, das q; er weiß (undweiß, dass ich weiß, dass er weiß), dass ich feststellen kann, dass dieAnnahme, dass er glaubt, dass q, nötig ist;

iv er hat nichts getan, um mich von der Annahme, dass q, abzuhalten;

v er will – oder hat zumindest nichts dagegen-, dass ich denke, dass q;

vi und somit hat er impliziert4, dass q“.(Grice 1975/1979: 255)

Solche Schlussfolgerungen sind laut Grice eine konversationelle Implikatur, wobei

der Begriff Implikatur im Kontrast zu Begriffen wie Implikation, Folgerung undlogische Folge stehen soll, denn diese bezeichnen normalerweise Inferenzen, diesich aus dem logischen oder semantischen Gehalt ergeben KonversationelleImplikaturen sind

„aber keine semantischen Inferenzen, sondern Schlußfolgerungen, die sowohl aufdem Gehalt des Gesagten beruhen als auch auf einigen besonderen Annahmen überden kooperativen Charakter einer verbalen Interaktion.“ (Levinson 1990: 114)

1.4 Die Entstehung der konversationellen Implikatur

Konversationelle Implikaturen kommen zustande oder werden generiert vor demHintergrund, der aus dem Kooperationsprinzip und den Konversationsmaximenbesteht Dieser Hintergrund ist den Gesprächsteilnehmern bekannt Zumeist kommteine konversationelle Implikatur aus einem Konflikt mit diesem Hintergrundzustande Das heißt aber weder, dass sie in allen Fällen einen Konflikt mit diesemHintergrund voraussetzt, noch dass jede Nichterfüllung einer Konversationsmaxime

zu einer Implikatur führen würde

4 Grice spricht im englischen Original von „implicature“ und „to implicate“ DieseBegriffe werden im Allgemeinen mit „Implikatur“ und „implikatieren“ übertragen.Andreas Kemmerling, der den Grice-Aufsatz Logic and Conversation übersetzt hat, hatnun zwar „implicature“ mit „Implikatur“ übersetzt, aber „to implicate“ mit

„implizieren“, was der erwähnten Differenzierung nicht nachkommt

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Grice spricht davon, dass konversationelle Implikaturen vonKonversationsmaximen ausgelöst werden Er unterscheidet zwei grundlegendeArten und zwar:

i durch die Befolgung der Konversationsmaximen

ii und durch die Verletzung der Maximen (vgl Levinson 2000: 114-115)

1.4.1 Entstehung konversationeller Implikaturen durch Befolgung der Maximen

Wenn der Sprecher die Maximen direkt befolgt, so verlässt er sich möglicherweisedarauf, dass der Angesprochene das Gesagte erweitert, indem er aufgrund derAnnahme, dass der Sprecher die Maximen befolgt, einige einfacheSchlussfolgerungen zieht Grice hat jedoch nicht viel Wert auf diesen Bereich gelegtund glaubt, dass die meisten konversationellen Implikaturen durch eine Verletzungder Maximen ausgelöst werden (vgl Grice 1975/ 1979: 254) Im Folgenden werden

zu allen Maximen einige Beispiele angeführt, um klarer zu machen, worum es hiergeht

Maxime der Quantität

Schauen wir das folgende Beispiel an:

(9) Mein H&M T-Shirt ist weiß

Werden keine weiteren Informationen hinzugefügt, darf der Hörer annehmen unddavon ausgehen, dass das T-Shirt nur die Farbe weiß aufweist, und demnach ganzweiß ist Die Aussage kann als eine Befolgung der Maxime der Quantität betrachtetwerden, weil der Sprecher die Äußerung so informativ wie nötig macht DieÄußerung ist auch als Befolgung der Maxime der Qualität anzusehen, wenn derSprecher hier die Wahrheit äußert In diesem Fall lässt sich die konversationelleImplikatur damit umschreiben, dass man dem propositionalen Gehalt des Satzes das

Wort nur hinzufügt: Mein H&M T-Shirt ist nur weiß.

Maxime der Qualität

10 Susanne ist zu Hause.

 Ich weiß und habe genügend Belege dafür, dass Susanne zu Hause ist

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Macht jemand eine Äußerung, so ist der Hörer zu der pragmatischenSchlussfolgerung berechtigt, dass der Sprecher glaubt, dass seine Aussage wahr istund dass er Gründe und Beweise dafür hat Wenn jemand sich hingegen so äußern

würde: Susanne ist zu Hause, aber ich glaube das nicht, dann würde sich dies für

uns merkwürdig und widerspruchsvoll anhören

Betrachten wir ein anderes Beispiel:

11 Hat Marie 10 Kinder?

 Ich weiß nicht, ob Marie wirklich 10 Kinder hat, aber ich will eswissen

In diesem Beispiel wird der Bereich der Maxime der Qualität insofern ausgedehnt,als die Wahrheit als der für Behauptungen geltende Sonderfall der Aufrichtigkeitbetrachtet wird Wenn man so eine Frage stellt, ist davon auszugehen, dass man sieaufrichtig stellt und eine aufrichtige Antwort erwartet In einer Situation, in derKooperation erforderlich ist, gilt also normalerweise: Wenn man etwas behauptet,

so implikatiert man, dass man etwas glaubt und genügend Beweise dafür hat Stelltman eine Frage, so implikatiert man, dass man wirklich eine Antwort darauf habenmöchte Jeder andere Gebrauch solcher Äußerungen wäre wahrscheinlich nichtaufrichtig und würde somit als eine Verletzung der Maxime der Qualität angesehen(vgl Levinson 1990: 116)

Maxime der Relation

Auch diese Maxime erzeugt eine Vielzahl von Standardimplikaturen Betrachtenwir ein Beispiel, das im Alltag sehr häufig vorkommt

12 A: Ich bin so durstig

B: Vor der Kirche befindet sich ein Supermarkt

Der Supermarkt hat auf und dort wird etwas zum Trinken verkauft

B’s Antwort wird als eine Befolgung der Maxime der Relation betrachtet, wenn erglaubt, dass der Supermarkt aufhat und dort etwas zum Trinken verkauft wird.Mithin implikatiert er, dass der Supermarkt zumindest möglicherweise geöffnet istund A dort eventuell eine Flasche Wasser kaufen kann Die unausgesprocheneVerbindung zwischen A’s Bemerkung und B’s Bemerkung ist so offensichtlich, dass

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man in diesem Beispiel keine Zuwiderhandlung gegen die Maximen der Relation

„Sei relevant“ und der Modalität „Sei klar“ sehen kann

Maxime der Modalität

Schließlich kann sich eine Reihe von Inferenzen aus einer Aussage ergeben, in derdie Maxime der Modalität beachtet wird

13 Anja startete den Wagen und fuhr los.

Anja fuhr los, nachdem sie den Wagen gestartet hatte

Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine Satzverknüpfung durch die

Konjunktion und Im Normalfall verknüpft und zwei gleichwertige Sätze In diesem

Fall jedoch ist Umkehrung der Reihenfolge der beiden Handlungen nichtvorstellbar, da sie semantisch und logisch schlicht merkwürdig wäre Anders als in

anderen Beispielen wie „Hanoi ist die Hauptstadt von Vietnam und Peking ist die Hauptstadt von China“ bedeutet und hier anscheinend und dann In diesem Beispiel wird also die Untermaxime der Modalität „Der Reihe nach“ befolgt, weil die zwei

Handlungen gemäß ihrer zeitlichen Abfolge angeordnet wurden

Alle vorangehend genannten konversationellen Implikaturen haben gemeinsam,dass sie durch die Annahme, die Konversationsmaximen wurden befolgt, ausgelöstwerden Solche Schlussfolgerungen sind nicht vom Kontext abhängig

1.4.2 Entstehung konversationeller Implikatur durch Verletzung der Maximen

Schlussfolgerungen dieser Art beruhen auf der bemerkenswerten Beständigkeit derKooperationsannahme Weicht jemand vom Kooperationsprinzip und von einer derKonversationsmaximen ab, werden seine Äußerungen weiterhin, wenn irgendmöglich, als kooperativ interpretiert

Dieser Verstoß gegen die Maximen hat beabsichtigte, nicht-logische Inferenzen zur

Folge Grice (1979) benutzt dafür den Begriff konversationelle Implikaturen, um sie

von anderen Arten von semantisch-logischen Inferenzen zu unterscheiden (vgl.Grice 1975/1979: 254) Der Hörer leitet diese Implikaturen ab, weil er bei derAusbeutung der Konversationsmaximen noch annehmen kann, dass der Sprecherweiterhin kooperativ kommunizieren möchte; er sucht also nach den zusätzlichenInformationen des Sprechers Im Folgenden seien einige Beispiele genannt:

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Maxime der Quantität

Schauen wir einen vietnamesischen Witz an, den ich selbst ins Deutsche übersetzthabe:

(15) Eine Frau kommt nach einem Reiseurlaub nach Hause Sie findet einen fremden BH im Kleiderschrank Ärgerlich fragt sie das Dienstmädchen:

„Wem gehört dieser merkwürdige BH?“

Darauf antwortet das Mädchen „Das ist sicherlich nicht meiner Meiner ist normalerweise einfarbig Sie können Ihren Mann danach fragen.“

(Chị nọ về nhà sau một chuyến công tác dài phát hiện thấy một chiếc áo lót

lạ trong tủ quần áo Chị liên hỏi ngay cô giúp việc rằng chiếc áo đó của ai.

Cô giúp việc trả lời: „Dạ, không phải của em Của em chỉ có một màu thôi Không tin chị cứ hỏi chồng chị thì biết ạ“)

Das Dienstmädchen steigt gewiss nicht aus, denn wenn es nicht kooperativ seinwollte, würde es überhaupt nicht antworten Das Dienstmädchen weiß genau, dass

es die Frau überzeugen muss, dass der fremde BH nicht ihr gehört Als denpersuasivsten Beweis dafür führt es den Mann als Zeugen an Das Mädchen in demWitz hat seine Aussage informativer gemacht als verlangt und demnach die Maximeder Quantität anscheinend verletzt Durch die überflüssige Information implikatiertder Witzautor bzw Der Witzerzähler aber unabsichtlich, dass es eine verboteneBeziehung mit dem Mann gibt Und es hat diese Beziehung unfreiwilligeingeräumt

Laut Grice (1975/1979: 254) sind Extremfälle eines Verstoßes gegen die Maxime

der Quantität Äußerungen offenkundiger Tautologien wie (16) „Frauen sind Frauen“ oder (17) „Kinder sind Kinder“ Diese Äußerungen sind immer wahr Man

kann sich keine Situation vorstellen, in der eine tautologische Äußerung falsch seinkönnte Diese Äußerungen sind uninformativ, weil man ohnehin weiß, dass einDing mit sich selbst identisch ist Dennoch versteckt sich in einer solchen Äußerungviel mehr als das, was gesagt wird Beispielsweise wird mit der Äußerung (18)

„Krieg ist Krieg“ aufgrund des Charakters eines Kriegs implikatiert, dass etwas

Schreckliches wie Zerstörungen, Tod, Traurigkeit gemeint ist

Maxime der Qualität

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Ironie: A und B sprechen über C C erzielte in den letzten Prüfungstests immer gute

Leistungen Es ist A jedoch bekannt, dass C in den Tests abschrieb Als B ihn nach

seiner Einschätzung fragt, sagt A: (19)„C ist wirklich ein ausgezeichneter Student.“

Aufgrund des gegebenen Vorwissens hat A die erste Untermaxime der Qualität nicht

beachtet und zwar „Sag nichts, was du für falsch hältst“ Es gibt aber keinen

Grund, dass A unkooperativ kommunizieren wollte Im Zusammenhang mit Asironischer Intonation wird implikatiert, dass A C für einen schlechten Studentenhält Die echte Proposition ist also das Gegenteil dessen, was A vorgeblichausgedrückt hat Ob B die Implikatur hier erschließen kann, hängt von seinemVorwissen und dem Erkennen von As Intonation ab

Metapher: Beispiele wie (20) „Du bist die Musik in mir“ kommen sehr häufig vor.

Selbstverständlich kann eine Person keine Musik sein Der Sprecher hatanscheinend die Maxime der Qualität ausgebeutet Die Zuhörerin kann jedochtrotzdem annehmen, dass der Sprecher kooperativ ist Da seine Äußerung wörtlichfalsch ist, muss sie die Äußerung anders interpretieren Der Sprecher schreibt seinerZuhörerin ein Merkmal oder mehrere Merkmale zu, in denen die Zuhörerin der

erwähnten Substanz (hier Musik) ähnlich ist Er sagt „Du bist die Musik in mir“ in der Absicht, dass die Zuhörerin zur Metapher-Interpretation „Du bist die Freude in meinem Leben“ und danach zur Implikatur „Du machst mein Leben lebendiger“

gelangt

Litotes: Hier geht es um eine Doppelverneinung oder Verneinung des Gegenteils.

Dadurch wird eine Hervorhebung oder Untertreibung ausgedrückt Litotes taucht oft

im Rahmen von Ironie auf Beispielsweise hat ein Freund von mir (vietnamesischeStaatangehörigkeit) sein Studium an einer deutschen medizinischen Hochschule mit

dem Prädikat „sehr gut“ abgeschlossen Über ihn sagen viele Leute (21) „Nguyen studiert nicht schlecht“ Dabei wissen alle, dass die Äußerung schlichtweg

untertrieben ist Sie sagen es trotzdem so, um seine ausgezeichnete Studienleistunghervorzuheben Die Äußerung ist doch kooperativ

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Hyperbel ist das rhetorische Stilmittel der Übertreibung wie beispielsweise (22)

Schneckentempo, blitzschnell, unendlich lang Solche Äußerungen verletzen

offensichtlich die Maxime der Qualität, weil die Übertreibung allen klar ist

Maxime der Relation

Laut Grice sind Ausbeutungen dieser Maxime nicht so häufig (vgl Grice1975/1979: 249-250) – möglicherweise auch nur deshalb, weil es so schwierig ist,das eigentlich Gemeinte in Antworten zu rekonstruieren, die zunächst als irrelevanterscheinen Ein Beispiel ist der folgende kleine Dialog zwischen zwei Personen,von denen A sich gerade in B verliebt hat:

(23) A: Anja, würdest du gern mit mir ausgehen, vielleicht zu einem Abendessen?

B: Warum sprechen wir nicht weiter über deinen letzten Reiseurlaub in Europa?

B scheint auf dem ersten Blick unkooperativ zu sein Es gibt jedoch keinen Grund,dass B aus dem Gespräch aussteigen möchte A nimmt daher an, dass Bs Äußerungdoch im Zusammenhang mit As Frage steht A versucht, die scheinbar irrelevante

Bs Antwort zu rekonstruieren, also eine relevante Interpretation zu finden Durchden abrupten Themawechsel möchte B implikatieren, dass As Vorschlag nichtweiter besprochen werden sollte B schämt sich und möchte möglicherweise dieEinladung nicht annehmen

Maxime der Modalität

Ein Beispiel von Levinson illustriert die Verletzung dieser Maxime (vgl Levinson1990: 115)

(24) A: Sollten wir was für die Kinder kaufen?

B: Gut, aber kein E-I-S

Hier verstößt B scheinbar gegen die Maxime der Modalität (Vermeide Dunkelheit des Ausdrucks), indem er das Wort Eis buchstabiert und damit A zu verstehen gibt,

dass Eis in Anwesenheit der Kinder nicht direkt erwähnt werden sollte, weil siedann welches haben möchte

Alle vorangehend angeführten Beispiele haben gemeinsam, dass der Sprecher darineine Konversationsmaxime demonstrativ nicht beachtet Obwohl eineMaximenverletzung vorliegt, und die Äußerung des Sprechers vordergründig alsunkooperativ erscheint, darf der Gesprächspartner annehmen, dass diese Maxime

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oder zumindest das umfassende Kooperationsprinzip geachtet wird Aus derMissachtung oder Ausbeutung der Maxime sind viele traditionelle Stilfigurenhervorgegangen Schlussfolgerungen dieser Art sind meist kontextabhängig

1.4.3 Das Scheitern der konversationellen Implikaturen

Unter Tautologien versteht man Aussagen, die stets den Wahrheitswert „wahr“besitzen Die Tautologie aus Beispiel

(7) „ War is war “

impliziert, dass der Sprecher ausdrücken möchte, dass ein Krieg fürchterlicher alsder andere ist Nach Grice’schem Verständnis besagt die Aussage, dass etwasoffensichtliches ausgesagt wird, es wird also keine relevante Information gegeben,der Sprechakt müßte also misslingen Die Grice’sche Konversationstheorie decktalso den Fall nicht ab, wie „tautology implicatures“ zu interpretieren sind DemZuhörer wird nicht klar, ob der Sprecher mit oben genannter Aussage ausdrückenwill, dass er jeden Krieg als überaus schrecklich empfindet oder ob seineBemerkung ironisch gemeint ist und er seinem Gesprächspartner damit mitteilenwollte, dass nicht alle Kriege die gleichen schrecklichen Ausmaße besitzen

1.5 Merkmale der konversationellen Implikaturen

Nun wissen wir, wie konversationelle Implikaturen entstehen können Doch welcheMerkmale zeichnen sie aus und wie kann man sie dadurch von anderenImplikaturen und ähnlichen Phänomenen unterscheiden? Bei der Definitionkonversationeller Implikaturen gibt Grice bereits Schritte an, wie Hörer zu solchenSchlussfolgerungen gelangen können In dieser Abfolge von Schritten setzt derHörer bestimmte vorgestellte Daten ein So etwas könnte bedeuten, dass Linguistendiesen Gedankengang einfach zurückfolgen müssen, um die Implikatur erschließenund beschreiben zu können So leicht ist es aber leider nicht Der Grund ist, dass beidem Gedankengang zahlreiche Daten ins Spiel kommen und nicht eindeutigausgewählt werden können Dies führt dazu, dass es viele Alternativen fürkonversationelle Implikaturen geben kann, sodass der Hörer selbst über seineInterpretation entscheiden muss Grice sagt in diesem Fall, dass eine Disjunktion

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von Implikaturen übermittelt wird (vgl Grice 1979: 265).5 Trotz möglicher

Disjunktionen meint Grice, dass konversationelle Implikaturen kalkulierbar sind,

das heißt, dass sie sich auf der Basis des Kooperationsprinzips und derKonversationsmaximen erschließen lassen Grice glaubt daran, dassKalkulierbarkeit als Test für das Vorhandensein einer konversationellen Implikaturfungieren sollte Aber dies wird nicht klar bei ihm dargestellt Weil dieser Test in derTat nicht aufstellbar ist, kann man davon ausgehen, dass es keinen bestimmten Testfür die Existenz von konversationellen Implikaturen gibt Grice (1975/1979: 264-265) gibt daher einige Merkmale an, die bei konversationellen Implikaturenvorhanden sein sollten

Laut Grice (1975/1979: 264-265) sind dies insgesamt fünf Merkmale:

1 Annullierbarkeit (cancelability),

2 Nichtabtrennbarkeit (nondetachability),

3 Nichtkonventionalität,

4 das Sagen des Gesagten bzw das Es-mal-so-Sagen

5 und die Unbestimmtheit

Das erste und eventuell auch das wichtigste Merkmal lautet, dass konversationelle

Implikaturen annullierbar sind In der Pragmatik ist der Begriff Annullierbarkeit

von zentraler Bedeutung, weil die meisten pragmatischen Inferenzen, auch wenn sieunterschiedlich sind, dieses Merkmal besitzen Das bedeutet, dass man möglicheImplikaturen annullieren kann Eine konversationelle Implikatur kann aufgrund desKontextes aufgehoben werden, d.h., der Sprecher kann sie explizit annullieren, wasbei der Implikation (also einer semantischen Schlussfolgerung) unmöglich ist In

On the semantic properties of the logical operators unterscheidet Horn zwischen

Suspendierung und Annullierung (Horn 1972, vgl nach Levinson 1990: 126): Bei der Suspendierung („suspension“) macht der Sprecher explizit, dass er nicht fürdie Wahrheit oder Falschheit der Implikatur verantwortlich ist

(25) Anja hat vier Äpfel gegessen, vielleicht fünf.

5 Von diesem Merkmal leitet er das Merkmal Unbestimmtheit der konversationellenImplikaturen ab

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Bei der Annullierung („cancellation“) nimmt der Sprecher die Implikaturausdrücklich zurück

(26) Anja ist eine ausgezeichnete Studentin, und ich meine das wirklich so

Dieses Merkmal bedeutet, dass der Sprecher die Möglichkeit hat, eineunerwünschte konversationelle Implikatur aufzuheben, bevor der Hörer sie alsintendierte Implikatur annimmt

Weiterhin sind konversationelle Implikaturen nicht abtrennbar, das heißt, dass

eine konversationelle Implikatur an eine bestimmte wörtliche Bedeutung einerÄußerung gebunden ist Sie beruht nicht auf der sprachlichen Form, sondern nur aufden semantischen Gehalt der Äußerung Betrachten wir dazu das folgende Beispiel:

(27) Er versuchte, das Spiel zu gewinnen.

Würden wir die sprachliche Form der Äußerung ändern (z B „Er hatte vor, das Spiel zu gewinnen), ändert die konversationellen Implikatur, dass er hat das Spiel

nicht gewonnen, nicht

Das dritte Kriterium – Nichtkonventionalität – dient der direkten Abgrenzung der

konventionellen von den konversationellen Implikaturen6 Bei den konventionellen

6Konventionelle Implikaturen kommen bei Grice wesentlich kürzer und sind noch

umstrittener als die konversationellen Diese Implikaturen basieren auf der konventionellenBedeutung eines bestimmten Ausdrucks Dieser Ausdruck hat keinen Einfluss auf den

propositionalen Gehalt eines Satzes, löst aber doch eine Implikatur aus, z B.: (a) Annie ist

arm und hübsch und (b) Annie ist arm aber hübsch In (a) kommt keine Implikatur vor In

(b) besteht ein Gegensatz zwischen Annies Armut und ihrer Schönheit Der propositionaleGehalt beider Beispiele ist identisch, denn beide besagen, dass Annie arm ist und dassAnnie hübsch ist In (b) entsteht jedoch die zusätzliche konventionelle Implikatur, dasszwischen beiden Eigenschaften einen Gegenteil besteht Dies wird implikatiert durch dieVerwendung des Ausdrucks „aber“ Anders als konversationelle Implikaturen sindkonversationelle Implikaturen nicht annullierbar, dafür aber abtrennbar (weil sie von denAusdrücken und ihrer konventionellen Bedeutung abhängig sind) Sie beruhen auch nichtauf dem Kooperationsprinzip und den Konversationsmaximen

Es ist aber bei den semantischen rhetorischen Figuren (Metapher, Hyperbel etc.) schwierig,konventionelle und konversationelle Implikaturen voneinander abzugrenzen Vor allem imBereich der Idiomatik haben viele Metaphern eine feststehende Bedeutung (z B in dem

Satz: „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!“), die zur Satzbedeutung gehört, also

eine konventionelle und keine konversationelle Implikatur ist

Es gibt auch Metaphern, die gar nicht mehr als Metaphern wahrgenommen werden(Leitfaden, Tischbein, Handschuh, Einfluss etc.) Auch hier sind die metaphorischen

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Implikaturen spielt die konventionelle Bedeutung eine große Rolle, für diekonversationellen Implikaturen gilt dies gerade nicht KonversationelleImplikaturen haben die konventionelle Bedeutung als Grundlage, das heißt, manmuss die Bedeutung der Äußerung gut verstehen, bevor man die konversationellenImplikaturen ableiten kann Aber sie sind nicht Teil der Bedeutung Wärend sie Teilder Bedeutung, könnten sie nicht annulliert werden Konversationelle Implikaturensind Schlussfolgerungen wie beispielsweise:

(28) Ich habe zehntausende Aufgaben zu erledigen -> Tut mir leid, ich bin viel zu beschäftigt Hör bitte auf, mich für zum Ausgehen einzuladen Ich habe keine Zeit, zusammen mit dir ins Kino zu gehen

Verbalisiertheit Eine Implikatur kann nicht selbst vom Gesagten getragen werden.

Das heißt,

„das Gesagte mag wahr sein – das Implizierte falsch Der Träger der Implikatur istdaher nicht das Gesagte, sondern nur das Sagen des Gesagten, bzw das Es-mal-so-Sagen“ (Grice 1979: 265)

Durch dieses Merkmal wird eindeutig, dass die Wahrheit der konversationellenImplikaturen nicht durch die Wahrheit der Proposition des Gesagten bestimmt wird

Das letzte Merkmal der Implikatur lautet Unbestimmtheit (vgl Grice 1979: 265)

Eine Äußerung kann eine oder mehrere Implikaturen haben Diese Implikaturenkönnen miteinander kompatibel sein, oder in bestimmten Fällen auchkontradiktorisch sein Der Hörer muss dann zwischen diesen auszuwählen

Levinson (1990) schlägt das Merkmal Kontextabhängigkeit für konversationelle

Implikaturen vor, da ein Ausdruck mit ausschließlich einer Bedeutung inverschiedenen Situationen verschiedene Implikaturen erzeugen kann (vgl Levinson1990: 129) Dies gilt nur für partikuläre, nicht aber für generelle (skalare undklausale) Implikaturen, die sich gerade durch ihre Kontextunabhängigkeit von denpartikulären Implikaturen unterscheide Nehmen wir das Beispiel:

(29) Sie ist aus Stahl.

keinesfalls eine konversationelle Implikatur sind

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Das könnte bedeuten, dass sie gefühlskalt ist oder eine unerschütterliche, standhafteFrau ist

Im Laufe der Forschung zu den konversationellen Implikaturen wurden weitereMerkmale der konversationellen Implikaturen herausgefunden So bemerkt Sadock,dass konversationelle Implikaturen die einzigen Arten pragmatischer oder

semantischer Inferenzen sind, die verstärkbar sind, ohne dass eine redundante

Aussage entsteht, wie zum Beispiel (Sadock 1978, vgl nach Levinson 1990: 132):

(30) Einige Mädchen gehen in den Zoo, aber nicht alle

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist laut Levinson (1990: 132) die Universalität.

Das heißt: Es ist zu erwarten, dass die versteckten konversationellen Implikaturen injeder Sprache ähnlich enkodiert werden Dieses Merkmal lässt sich mit derfolgenden Theorie begründen: Wenn die Maximen auf der Annahme rationalerKooperation beruhen, so wäre zu erwarten, dass sie – zumindest bei kooperativenInteraktionen – universal angewendet werden (vgl Levinson 1990: 132)

Diese Merkmale der konversationellen Implikaturen bilden Indizien für derenAufdeckung Es ist nicht notwendig, dass alle Merkmale in jedem Fall vorkommen

Je mehr dieser Merkmale auftreten, desto wahrscheinlicher ist das Vorhandenseineiner konversationellen Implikatur Unter den oben genannten Merkmalen stehendie zwei ersten Merkmale: Annulierbarkeit und Nichtabtrennbarkeit im Mittelpunktder Beschreibung und sind meines Erachtens auch die zwei wichtigsteEigenschaften der konversationellen Implikaturen Dies wird deutlich im Aufsatz

Further notes on Logics and Conversation (1989), in dem Grice nur diese zwei

Merkmale erwähnt und weiter analysiert hat

1.6 Arten der konversationellen Implikaturen

Wir haben bereits konversationelle Implikaturen ausführlich kennengelernt Mankann sie unterscheiden dadurch, ob die Maximen befolgt oder verletzt werden Diekonversationellen Implikaturen lassen sich auch in Bezug auf den Kontextunterscheiden und zwar in generelle und partikularisierte Implikaturen

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Von partikularisierten konversationellen Implikaturen spricht Grice (1975/1979:262) im Hinblick auf Fälle, „in denen bei einer bestimmten Gelegenheit gesagtwird, daß p, und in denen dies nur kraft spezieller Kontextmerkmale eine Implikaturmit sich bringt“, das heißt, partikularisierte konversationelle Implikaturen entstehennur in bestimmten Kontexten Der Satz

(31) „Das Wetter heute ist herrlich“

implikatiert das Gegenteil

(32)„Das Wetter heute ist so schlecht“

nur im Hinblick auf den Kontext, dass Hörer weiß, dass es heute zu warm undfeucht ist Diese Art konversationeller Implikaturen kommen überwiegend durch dieAusbeutung der Maximen zustande

Im Gegensatz zu partikularisierten konversationellen Implikaturen könnengeneralisierte konversationelle Implikaturen7 ohne einen bestimmten Kontextentstehen Laut Grice (1975/1979: 262) entstehen sie in Fällen, in den sich vongewissen Wörtern und Wendungen sagen lässt, „ihre Verwendung in einerÄußerung bringe normalerweise (in Abwesenheit besonderer Umstände) die-und-

die Implikatur bzw Sorte von Implikatur mit sich“ Ein Ausdrucktyp, in dem Grice

eine generalisierte konversationelle Implikatur sieht, ist der unbestimmte Artikel

ein Mit einem Satz wie

(33) „X trifft sich heute Abend mit einer Frau“ (Grice 1975/1979: 262)

implikatiert man normalerweise, dass es sich bei der erwähnten Frau nicht um XsEhefrau, Mutter, Schwester oder Freundin handelt Ein anderes Beispiel dafürkönnen wir auch betrachten Äußert man

(34) „Die meisten deutschen Kinder gehen um 19 Uhr ins Bett“

implikatiert man immer:

(35) „Nicht alle deutschen Kinder gehen um 19 Uhr ins Bett“

Zu den generalisierten konversationellen Implikaturen gehören die skalaren und dieklausalen Implikaturen Eine sprachliche Skala besteht „aus einer Menge

7 Bei Levinson (1990) heißt sie Standardimplikatur

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sprachlicher Alternativen oder kontrastiver Ausdrücke derselben grammatischenKategorie, die sich nach ihrer Informativität oder semantischen Stärke linearanordnen lassen“ (Levinson 1990: 145)

z.B.: (alle, die meisten, viele, einige, wenige), (und, oder), (ausgezeichnet, gut),(heiß, warm), (immer, oft, manchmal), (sicher, dass p, wahrscheinlich, dass p,möglich, dass p), (muss, sollte, kann), (kalt, kühl), (lieben, mögen), (keiner, nichtalle).(Levinson 1990: 146)

In solchen Skalen sind die rechts stehenden Ausdrücke leichter und wenigerinformativ als die links stehenden Ausdrücke Eine skalare Inferenz ist eine skalareImplikatur, die sich nach Grices Argumentation wie folgt formulieren lässt:

„Sprecher S hat A(e2) gesagt Wäre S in der Lage zu behaupten, es gelte einestärkere Einheit auf der Skala ~ d.h A(e1) zu behaupten, so würde er mit derBehauptung von A(e2) die erste Maxime der Quantität verletzen Da ich, derAngesprochene, annehme, dass S kooperativ ist und daher die Maxime derQuantität nicht unerwartet verletzen wird, gehe ich davon aus, dass S übermittelnmöchte, dass er nicht in der Lage ist zu behaupten, die stärkere Einheit e1, auf derSkala gelte, und tatsächlich weiß, dass sie nicht gilt“ (Levinson 1990: 145)Wir kommen weiter zu den klausalen Implikaturen Gazdars Formulierung (1979)lautet wie folgt:

„Verwendet S einen einbettenden Ausdruck, der S nicht auf dieWahrheitsbedingungen des eingebetteten Satzes festlegt, statt eines anderenmöglichen, stärkeren Ausdrucks, der S darauf festlegen würde, so verfügt Soffensichtlich nicht über das Wissen, das gemäß der Qualitätsmaxime dazuberechtigt, die stärkeren Ausdrücke zu nutzen H darf somit davon ausgehen, dass Ssowohl die Wahrheit des eingebetteten Satzes als auch die seiner Negation fürmöglich hält“ (vgl Dölling 2012/2013)

Zum Beispiel, bei der Aussage

(36) „Ich glaube, Mochi kommt“

Trang 39

besteht die Möglichkeit, dass Mochi kommt; es kann aber auch der Fall sein, dasssie nicht kommen wird In jedem Fall lässt der Sprecher darüber eine gesichertesKenntnis vermissen, andernfalls würde er sagen:

(37) „Ich weiß, Mochi kommt“

In diesem Fall wird die klausale Implikatur durch ein semantisch stärkeres Verb imübergeordneten Satz suspendiert

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass konversationelle Implikaturen logische Inferenzen sind Ihre Ableitung ist eng verbunden mit der Ebene desGesagten Das Gesagte verletzt auf den ersten Blick eine Konversationsmaximeund die konversationellen Implikaturen werden aufgrund der Verletzung soabgeleitet, dass die Äußerung wieder als kooperativ angenommen werden kann.Implikaturen können grundsätzlich sowohl durch Befolgung als auch durchVerletzung der Maximen ausgelöst werden Grice ist allerdings der Meinung, dassdie meisten Implikaturen durch die Verletzung der Maxime zustande kommen, und

nicht-er legt auch viel Wnicht-ert auf diesen Bnicht-ereich Zur einen nicht-erfolgreichen Ableitung dnicht-erImplikaturen spielt der Kontext eine wichtige Rolle Wie erwähnt wurde, ist diekonversationelle Implikatur unbestimmt Eine Äußerung kann eine oder mehrereImplikaturen in sich bergen Ob der Angesprochene die konversationellenImplikaturen richtig erschließen kann, hängt sehr stark vom Kontext, Vorwissen,Kooperationsprinzip ab

2 Witze – ihre Definition und Merkmale

„ Different people will not necessarily find the same things funny –many things which will strike one group as funny may bore another group; some jokes are private or individual…[but] the ability to appreciate humor is universal and

shared by all people…“

Trang 40

mit dem Aufbau des Witzes sowie seinen Formen In dem letzten Abschnitt geht es

um die wesentlichen Aspekte bei der Witzanalyse, wobei die Theorie von Raskinberücksichtigt wird

2.1 Abgrenzung der Begriffe „Witz“ und „Humor“

In der modernen Industriegesellschaft ist der Witz die lebendigste Gattung derVolkserzählung Sowohl in Deutschland als auch in Vietnam denkt man bei demBegriff Witz vor allem an „kurze Geschichten mit einem Ende, das man nichterwartet und das einen zum Lachen bringt “ (Langenscheidt 1998, 1142), wie z B.:

(38) „Er kann viele Witze erzählen“

Neben dieser Bedeutung lässt sich unter dem Begriff auch die Fähigkeit verstehen,

„etwas treffend und geistreich erzählen zu können“ (Langenscheidt 1998: 1142) wiein:

(39) „Er hat Witz“.

Früher versteht man unter Witz „Verstand und Klugheit“ (Langenscheidts 1998:1142) Diese Bedeutung gilt nur für den Singular Heute verwenden wir den Begriffallgemein in der Bedeutung von„etwas spielerisch Heiterem, einem für Heiterkeitempfänglichen Geist, von etwas pointiert Überraschendem und damitLachenerregendem“ (Schweizer 1964: 16)

Seinen Ursprung hat das Wort Witz in dem indogermanischen vid, dem griechischen ἰδέα bzw dem lateinischen videre (vgl Blasius 2003: 3) Im Mittelalter hieß diu wizze so viel wie Denkkraft, Klugheit, gesunder Menschenverstand, wobei mehr an

eine erworbene als an eine angeborene Eigenschaft gedacht war Ende des 17.Jahrhunderts verengte sich die Bedeutung unter dem Einfluss des Französischenund meinte etwa dasselbe wie das noch heute gebräuchliche Fremdwort „Esprit“;

„witzig“ hieß also dasselbe wie „geistreich“ (vgl Preisendanz 1970: 7) Erst ab dem

19 Jahrhundert wurde es üblich, das Wort in erster Linie auf witzige Äußerungen

zu beziehen und in diesem Sinn von einem „Witz“ zu sprechen (vgl Preisendanz1970: 7-8)

Ngày đăng: 30/11/2019, 20:47

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