©Birdlife Österreich, Gesellschaft für Vogelkunde, Austria, download unter www.biologiezentrum.at EGRETTA VOGELKUNDLICHE NACHRICHTEN A U S ƯSTERREICH Herausgegeben von der s t e r r e i c h i s c h e n Gesellschaft für Vogelkunde, Wien I, Burgring 30 JAHRGANG 1987 HEFT Wintervogelbestände im mittleren Kamptal (Niederösterreich) nach Punkttaxierungen Von Gerald Dick und Peter Sac kl Einleitung Trotz mehrerer in den letzten Jahrzehnten entwickelter Methoden zur Erfassung von Kleinvogelbeständen (Probeflächenkartierung, Rasterkartierung, Linientaxierung, Punkttaxierung), liegen nur relativ wenige Untersuchungen über Wintervogelbestände aus Mitteleuropa vor (z B Oelke et al., 1970; Nilsson, 1974; Köhler & S c h n e b e l , 1975; Cordonnier, 1976; Oelke, 1977; Bezzel & Utschik, 1979) Das tief eingeschnittene Kerbtal des mittleren Kampabschnittes mit seinen collinen Eichen-Hainbuchen-Wäldern und submontanen Buchen-Tannen-Fichten-Wäldern (Peschke, 1977), zusammen mit Feldahorn (Acer campestre) und Kiefer (Pinus sylvestris) an exponierten Hanglagen, zeichnet sich durch seine reichhaltige Brutvogelfauna aus (93 Brutvogelarten: 31 Nonpasseres, 62 Passeres) An dieser Stelle sollen die Wintervogelbestände dieses Bereichs an Hand einer Probefläche um den Umlaufberg bei Rosenburg (48.37 N, 15.36 E; ÖK-Karte Nr 21 N), den der Kamp in einer weiten Schleife umfließt, dargestellt werden Material und Methode Zur Erfassung der Wintervogelbestände wurden im Februar und März 1983 sowie zwischen November 1983 und März 1984 an der zirka km langen Umlaufstrecke des Kamp zwischen Rosenburg und Altenburg (Punkte bis 9) Punkttaxierungen durchgeführt (Abb 1) Zwei Zählpunkte (Punkte 10 und 11) in den Wäldern nördlich von Rosenburg, ebenfalls im unmittelbaren Bereich des Flußtales gelegen, wurden im Winter 1983/84 zusätzlich bearbeitet Alle Zählpunkte lagen mindestens 200 m voneinander entfernt und lassen sich folgenden Standortkategorien zuordnen: SSW exponierte, unterholzfreie Kiefer-Eichen-Hainbuchen-Bestände (Punkte 3, 5,10 und 11); ostexponierter, unterholzreicher Laubmischwald (Punkt 7); unterholzreicher Ufersaum am Kamp aus Schwarzerle (Alnus glutinosa), Schwarzpappel (Populus nigra) und Weiden (Salix fragilis) (Punkte 2,4, 6,8); ein aufgelassener und seit längerem nicht mehr bewirtschafteter Obstgarten mit vorgelagerter Hochstaudenflur (Punkt 9); abgelegene Häusergruppe mit künstlicher Futterstelle (Punkte 1, vgl ©Birdlife Österreich, Gesellschaft für Vogelkunde, Austria, download unter www.biologiezentrum.at EGRETTA 30/1/1987 Abb 1: Lageplan des Untersuchungsgebietes Die Nummern der Punkttaxierungspunkte sind im Text näher erläutert, die Vergleichspunkte der Hochfläche sind durch A" bis D' symbolisiert Abb 1) Die Zählungen wurden jeweils zwischen und 13 Uhr durchgeführt, wobei immer dieselbe Route Mitte und Ende des Monats begangen wurde An jedem Punkt wurden von zwei Beobachtern insgesamt zwei- bis viermal je eine Minute lange alle Individuen im Umkreis von etwa 50 m, die optisch (Fernglas 10 x 40) oder akustisch wahrnehmbar waren, in vorgefertigte Listen eingetragen Insgesamt stehen Daten aus 414 Zählungen zur Verfügung (Anzahl der Zählungen pro Standortkategorie siehe Anhang) Wegen der Notwendigkeit der raschen und möglichst lückenlosen Erfassung der vorhandenen Arten- und Individuenzahlen, konnten Sumpfmeise (Parus palustris) und Weidenmeise (Parus montanus) nicht in allen Fällen einwandfrei identifiziert werden, so daß beide in den Auswertungen als eine Art behandelt werden Die wissenschaftlichen Vogelnamen sind im Anhang aufgeführt und deshalb im Text nicht weiter erwähnt Die Ergebnisse der einzelnen Zählungen wurden in Arten- bzw Individuenzahlen pro Minute (min) umgerechnet (vgl Bezzel, 1977) Die statistische Auswertung erfolgte nach den in Berthold et al (1974), Sachs (1984) und Fowler & Cohen (1986) beschriebenen Methoden Ergebnisse und Diskussion Von rund 50 regelmäßig überwinternden Arten, die unabhängig von den Punkttaxierungen im Untersuchungsbereich zwischen 1983 und 1986 festgestellt wurden, konnten während der Zählungen zwischen November und März 36 Arten (= 72 Pro- ©Birdlife Ưsterreich, Gesellschaft für Vogelkunde, Austria, download unter www.biologiezentrum.at EGRETTA 30/1/1987 Tab 1: Veränderungen der relativen Häufigkeiten (* Individuenzahl/Minute) der häufigsten Arten im Verlauf der Wintermonate für das Gesamtmaterial (Standorte A bis D zusammengefaßt) Monate n-Zählungen Nov 62 Dez 56 Jan 55 Feb 109 März 132 Buntspecht Zaunkönig Misteldrossel SumpfTWeidenmeise Blaumeise Kohlmeise Kleiber 0,08 0,10 0,16 0,18 0,23 0,90 0,19 0,11 0,07 0,12 0,21 0,28 0,89 0,35 0,06 0,06 0,45 0,25 0,47 1,18 0,38 0,19 0,04 0,39 0,15 0,37 0,96 0,25 0,11 " 0,09 0,12 0,07 0,26 1,16 0,24 zent) erfaßt werden An allen Beobachtungstagen konnten lediglich Kohlmeise und Kleiber registriert werden Die grưßten Abundanzwerte (Individuen/min) für den Untersuchungszeitraum von Dezember bis Februar erreichten folgende Arten: Kohlmeise (1,00), Blaumeise (0,38), Misteldrossel (0,34), Kleiber (0,31) und Bergfink (0,30) Die Abundanzen der übrigen Arten lagen zwischen