© Entomofauna Ansfelden/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Entomofauna ZEITSCHRIFT FÜR ENTOMOLOGIE Band 22, Heft 7: 93-196 ISSN 0250-4413 Ansfelden, 30 April 2001 Zur Morphologie verschiedener von F Morawitz beschriebener Andrena-Arten (Hymenoptera: Apidae: Andreninae) F GUSENLEITNER & M SCHWARZ Abstract The paper deals with differential diagnostic Statements for the most of Andrena species described by F Morawitz, at least for one sex Changes in nomenclature were made for following Taxa: Andrena belikovi COCKERELL 1929 = Andrena {Tarsandrena) ehnbergi MORAWITZ 1888 syn nov.; Andrena arenaria MORAWITZ 1876 = Andrena (Campylogaster) lateralis MORAWITZ 1876 syn nov Zusammenfassung Vorliegende Arbeit gibt differentialdiagnostische Aussagen für die meisten von F Morawitz im Zeitraum 1864-1895 beschriebenen Andrena-Arten in zumindest einem Geschlecht Folgende nomenklatorische Änderungen ergaben sich: Andrena belikovi COCKERELL 1929 = Andrena (Tarsandrena) ehnbergi MORAWITZ 1888 syn nov.; Andrena arenaria MORAWITZ 1876 = Andrena (Campylogaster) lateralis MORAWITZ 1876 syn nov 93 © Entomofauna Ansfelden/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Einleitung Ferdinand Ferdinandowitsh Morawitz (1827-1896), dessen Sammlung in St Petersburg aufbewahrt wird, darüberhinaus liegen auch Aufsammlungen in Wien und Moskau (Großteil der Aufsammlungen Fedtschenkos), hat im Zeitraum 1864-1895 128 AndrenaArten aus der paläarktischen Region beschrieben Nur ein Teil davon wurde durch das Vorkommen in Zentraleuropa in zahlreichen Publikationen ausreichend dokumentiert (A aciculata MORAWITZ 1886, A aeneiventris MORAWITZ 1872, A bisulcata MORAWITZ 1877, A colletiformis MORAWITZ 1874, A nobilis MORAWITZ 1874, A oralis MORAWITZ 1876, A rogenhoferi MORAWTTZ 1872, A schencki MORAWITZ 1866, A transitoria MORAWITZ 1871, A truncatilabris MORAWITZ 1877, A tscheki MORAWITZ 1872) Der überwiegend grưßere Teil, die meist asiatischen Taxa, sind nur unzureichend bekannt Den zuletzt genannten Arten wird in dieser Arbeit daher auch mehr Aufmerksamkeit gewidmet, synonymisierte Arten werden lediglich im Register ab Seite 193 einschließlich Artzuordnung angeführt In ähnlicher Form, wie schon in GUSENLEITNER & SCHWARZ (2000b) für einen Großteil der Arten von A.Z Osytshnjuk praktiziert, soll auch für die Morawitzschen Arten eine kurze differentialdiagnostische Beschreibung verfasst werden Ein großer Teil der Neubeschreibungen der Bienen von Morawitz beruht auf die in den Jahren 1868-1871 durchgeführten Aufsammlungen von A Fedtschenko in Turkestan Zur genauen Lokalisierung und chronologischen Reihung (in Rußland galt damals der Julianische Kalender, zudem vermerkte Morawitz keine Jahreszahlen) der Sammelplätze sei hier ergänzend auf die Arbeiten von WARNCKE (1989), EBMER (1995: auf den Seiten 651 u 652 wurde Kartenmaterial zur Sammelroute vorgestellt) und FEDTSCHENKO (1874) verwiesen Bei WARNCKE (1989: 4) ist auch zu lesen, daß Teile der ursprünglich in Moskau aufbewahrten Fedtschenko-Sammlung von Popov nach St Petersburg überführt wurde, was nicht den Tatsachen entspricht Dank mehrmaliger Reisen des Zweitautors nach St Petersburg und besonders dank des engagierten Entgegenkommens von Dr Yuriy Pesenko vom Zoologischen Institut [der russischen Akademie der Wissenschaften] in St Petersburg ist die Entlehnung einer großen Anzahl von Morawitz beschriebener Andrena-Arten zustande gekommen, welche die hauptsächliche Grundlage dieser Arbeit bildete Die in vorliegender Arbeit verwendeten Untergattungsnamen entsprechen der Gruppierung durch WARNCKE (1968) und wurden von uns nicht aus phylogenetischen Überlegungen sondern als Zuordnungshilfe übernommen, worauf schon mehrfach in vergangenen Arbeiten hingewiesen wurde Die an den einzelnen Arten durchgeführten Untersuchungen basieren oft auf Einzeltieren, sodaß auf Formenvielfalt bzw Artvariabilität nicht oder nur vereinzelt eingegangen werden konnte Angeführte Merkmale können aus diesem Grund möglicherweise bei Durchsicht weiteren Materials ihre Wertigkeit verändern Angesichts der oben geschilderten Umstände des Materialzugangs scheint jedoch auch die eingeschränkte Materialbeurteilung zur Veranschaulichung der behandelten Spezies beizutragen in der Folge als ZISP bezeichnet 94 © Entomofauna Ansfelden/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Danksagung Unser Dank gilt insbesondere den Herrn Dr Yuriy Pesenko vom Zoologischen Institut [der russischen Akademie der Wissenschaften] in St Petersburg, Dr Alexander V Antropov vom Zoologisches Museum in Moskau und George Else vom Natural History Museum London, die in entgegenkommender Weise eine Reihe uns sonst nicht zugänglicher Arten leihweise zur Verfügung stellten Weiters verdanken wir Herrn Dr Klaus Wamcke (f 1993) viele wertvolle Anregungen und Informationen Den Bibliotheken der Staatssammlung München, des Naturhistorischen Museums in Wien, des Natural History Museums in London und des Landesmuseums in Linz, vertreten durch Frau Dr Juliane Diller (München), Frau Dr Roswitha Safar (Wien), Frau Dr Loma Mitchell (London) sowie Herrn Franz Walzer (Linz) danken wir sehr herzlich für die Beschaffung der oft sehr schwierig zu besorgenden Literaturfernleihen Schließlich gilt unser aufrichtiger Dank unserem apidologischen Weggefährten Pater Andreas Werner Ebmer, der für die Anfertigung der in dieser Arbeit wiedergegebenen Fotos verantwortlich zeichnet Untersuchtes Material Die Reihung der behandelten Arten erfolgt alphabetisch Andrena (Aciandrenä) aciculata MORAWITZ 1886 Andrena aciculata MORAWITZ 1886 - Hör Soc ent Ross 20: 71 [Kaukasus] Andrena tenuis sensu E STOECKHERT 1930: 914, 947 (nee MORAWITZ 1878) Andrena tenuicula E STOECKHERT 1950 in PlTTIONI & STOECKHERT - Annin naturh Mus Wien 57:292 + 293 [E-Austria] Andrena strymonia PlTTIONI 1950 in PlTTIONI & STOECKHERT - Annin naturh Mus Wien 57: 293 + 294 [SW-Bulgarien] A b b i l d u n g e n : WARNCKE 1972: 124; OSYTSHNruK 1977: 144; DYLEWSKA 1987a: 654; SCHM1D-EGGER & SCHEUCHL 1997: 29, 30, 156 Literatur: PlTTIONI & STOECKHERT (1950: 290) geben eine Bestimmungstabelle zur Trennung der mit A tenuis verwandten europäischen Arten OSYTSHNJUK (1978: 315, 345) baut A, aciculata in eine Bestimmungstabelle für die Andrena-Arten des europäischen Teils der ehemaligen Sowjetunion ein und skizziert die Art in Ihrer Monographie der Gattung Andrena in der Ukraine OSYTSHNJUK (1977: 144) DYLEWSKA (1987a: 359ff) erstellt in ihrer Bearbeitung der Andrena-Arien NordMitteleuropas eine Bestimmungstabelle, in der auch A aciculata (inklusive Beschreibung und Diagnose, p 658) aufgenommen ist SCHMID-EGGER & SCHEUCHL (1997: 16, 92) verưffentlichten eine Bestimmungstabelle der Andrena-Arten Deutschlands, Ưsterreichs und der Schweiz, unter Einbindung von A aciculata M o r p h o l o g i e : Die 5 haben einen kleinen dreieckigen Oberlippenanhang, und sich stark verjüngende Augenfurchen Das Flügelgeäder ist braungelb, das Stigma gelb Das Mesonotum ist netzförmig chagriniert und nur fein und zerstreut punktiert Das Abdomen ist ebenfalls chagriniert und unpunktiert Die 9 sind generell schwieriger 95 © Entomofauna Ansfelden/Austria; download unter www.biologiezentrum.at von der sehr ähnlichen A lamiana zu unterscheiden, hieT scheint bei der Vergleichsart eine feinere Clypeuspunktierung vorzuliegen Weiters ist bei A aciculata das Geißelglied etwa l,5mal so lang wie das 3., bei A lamiana fast so lang wie das und zusammen Die Augenfurchen sind im distalen Bereich deutlich etwas breiter als bei A lamiana, etwas breiter als der Abstand zum inneren Augenrand (bei A lamiana etwa so breit wie dieser Abstand) Die besitzen einen (meistens nur teilweise) gelben Clypeus, eine weiòe Gesichtsbehaarung und eine dem Đ ọhnliche Beschaffenheit der Tergite bzw des Mesonotums Das bei SCHMID-EGGER & SCHEUCHL(1997: 29) gezeigte Genital erscheint in Natura etwas langgestreckter, auch die Schaufeln der Gonostylen wirken etwas fremd Von der sehr ähnlichen A lamiana ergeben sich Unterschiede im Genitalbau, wobei das A lamiana Genital in seiner Gesamtheit nicht so langgestreckt und die Schaufel etwas an die Basis gerückt erscheinen WARNCKE (1965: 68) gibt auch Unterschiede im Bau des Sternites an (bei A lamiana ist das distale Ende zugespitzt, bei A aciculata schwach verbreitert) Andrena (Nobandrena) acutilabris MORAWITZ1876 Andrena acutilabris MORAWITZ 1876 - in FEDTSCHENKO, IZV imp Obshch Ljubit Estest Antrop Etnog.: 175 [Usbekistan] Andrena urmitana MORAWITZ 1876 - in FEDTSCHENKO, Izv imp Obshch Ljubit Estest Antrop Etnog.: 175 [Tadschikistan] L i t e r a t u r : MORAWITZ (1876a: 162, 164) gibt eine Bestimmungstabelle für die turkestanischen Andrena-Arten unter Einbindung von A acutilabris und A urmitana [nur